Montag, 28. Oktober 2013

Fra'u layatem / Dinge werden sich ändern

Srake sawtute leykatem ayoer?
(Verändern uns die Himmelsmenschen?)

Viele Tage sind vergangen, dass Sey entschied, ich würde die Verantwortung einer karyu (Lehrein) tragen können ,um die noch sehr junge Seysyu auszubilden. Die Freude darüber weicht nun mehr und mehr der Sorge um diese, meine Schülerin. Seit einiger Zeit findet sich keine Spur von ihr, seit sie das Lager nur kurzzeitig verlassen wollte. Nicht genug um dieses. Meine Gedanken kreisen auch um die Geschehnisse des Tawtute (Himmelsmenschen), den Txällän (Dallan) als seinen Bruder erkannte. Nicht nur, dass ihm die Flucht mit einer Menschenwaffe gelang, auch ist  sich unser sawtuteyä tsmukan  (Menschenbruder) nun nicht mehr sicher, ob dieser nicht doch überlebt hat trotz seiner schweren Verletzungen und so nun eine noch  größere Bedrohung für mein Volk sein würde.

Indes ereignete sich wieder ein Zwischenfall. Glücklicherweise war Tsaro wieder zurück und auch unser Eyktan (Clanführer) Sey war nicht zur Jagd gegangen an diesem Morgen. Ein schwer verletzter Na’vi, mehr tot als lebendig, lag am Fluss beim Lager der Sawtute (Himmelsmenschen). Am Feuer kann Kxìrya diesem nun die Hilfe zu teil werden lassen, welche auch mir half meine Wunde zu überleben, die ich durch eine Menschenwaffe erlitten hatte. Inzwischen berichtete der Fremde, wie sein Name ist, woher er gekommen sei und wie sich diese außergewöhnlichen Verletzungen zutrugen. Tsweros Schicksal ähnelt, wie so oft in diesen Tagen, dem eines jeden einzelnen von uns. Menschen sind die Wurzel allen Übels. Offensichtlich brannten die Sawtute sein Dorf nieder. Die, die überlebten, flohen und verloren sich aus den Augen. Ein Palulukan (Thanator) wurde nun beinahe zu seinem letzten Schatten. Doch rettete ihn ein Abgrund, in den das Tier ihm nicht folgen und beenden konnte, was es begonnen hatte. Tswero versuchte sich wohl zu retten und schwamm soweit es seine Kraft zuließ. Er muss das Bewusstsein verloren haben. Der Fluss trug ihn bis hier her zu uns. Er war noch nicht bereit zu Eywa zu gehen. Ich glaube nun, dass auch Tswero rastlos bleibt, vorerst, so wie ich.  Und wenn er kann, wird er noch einmal aufbrechen, um möglicherweise Gewissheit zu erlangen über die, die er zurück lassen musste.  Er erholt sich schneller als gedacht,  dank Kxìryas umfangreichem Wissen um Heilung durch Kräuter und Pflanzen und wohl auch seiner kräftigen Natur wegen. 

Maytame (Kxìryas Tochter) ist ein täglicher Lichtblick für mich. Wenn ich sie sehe, mit ihr spiele oder spreche oder wir etwas zusammen basteln ist es, als würde ich wieder so unbeschwert sein, wie ich es in ihrem Alter war. Es gab sogar ein Spiel das ich bislang nicht kannte. Wir rollten Holzgugel zu einem Felsenstück. Und der, dessen Kugel am dichtesten beim Felsen liegen bleibt, ohne diesen zu berühren, würde gewinnen. Es war ein riesen Spaß, selbst Sey wurde zu einem kleinen Jungen mit dessen Kampfesgeist und vergaß für wunderbare Momente ein wenig die Last, die auf seinen Schultern ruht. Wir spielten es wieder und wieder, Maytame quiekte, Sey entwickelte ungeahntes Feingefühl und Kxìrya war glücklich, ihren Clan einmal mehr gemeinsam in Freude zu erleben. Und am Ende hopsten wir ausgelassen umher wie Babyyeriks. Wir lachten und nebenbei erfanden Maytame und ich einfach ein neues Lied und sangen es lauthals heraus: wir sind die  Taronyu fa rum (Kugeljäger). So hat Maytame nun einen neuen Namen für sich entdeckt. 

Heute nun kehrte Txällän (Dallan) von einer kurzen Reise mit seinem lärmenden Eisenikran zurück und ich hatte endlich die Gelegenheit, ihn nach dem Ort zu fragen, an welchem er den vermeintlich Sterbenden, seinen Bruder, zurück ließ. Sey hatte, so wie ich, die Vermutung, dass Tswero vielleicht durch den geflohenen tawtute (Himmelsmenschen) verletzt worden sein könnte.  Dies ist aber nicht so, wie wir nun erfahren hatten, dennoch will ich mir Gewissheit über den Verbleib verschaffen. Sey teilt diese Auffassung. Dennoch verlief das Gespräch am Feuer nicht, ohne offene Fragen zurück zu lassen. Txällän ließ die Menschenwaffen dort, obwohl er sich nicht sicher war, dass der Mensch seinen Verletzungen erliegen würde.  Er sprach sogar davon, dass dieser möglicherweise genug Hilfsmittel der Menschen zu seiner Heilung dort hätte finden könnte, wo er ihn hatte zurück gelassen. Ich war sehr enttäuscht, auch über mich selbst, denn ich hätte meiner Ahnung  schon viel früher folgen sollen und mich selbst vom Tod des Tawtute (Himmelsmenschen) überzeugen müssen. Ich sagte dies auch mit den Worten, dass ich den Menschen nicht hätte trauen sollen zu dem was sie sagen. In diesem Fall auch nicht den Worten unseres sawtuteyä tsmukan (Menschenbruders).

Sey gefiel dies überhaupt nicht. Natürlich weiß ich auch, dass Dallan alles tut und getan hat um unseren Clan, zu dem er selbst auch gehört, zu beschützen und er hilft, wo auch immer er kann. Auch Kxìrya muss sich nichts vorwerfen, Txällän bleib eine Ausnahme unter den Sawtute (Himmelsmenschen), doch muss er noch viel verstehen lernen.  Und sicher machen wir alle Fehler, dieser aber kann sich nun als absolut tödlich für einige unseres Volkes erweisen. Sey entschied dennoch, dass wir aufbrechen werden, um uns Gewissheit über den Verbleib des Tawtute (Himmelsmenschen) zu verschaffen. Kein ungefährliches Unterfangen. 

Meine Frage bleibt, welchen Spuren wir weiter folgen wollen.  Denen unseres Volkes oder denen, die unsicher sind und uns weg führen von allem, was uns eint.

Ke tam fwa kan. Fko zene livonu swiizawit.
(Zielen ist nicht genug; Man muss schon den Pfeil loslassen.)

ta Ne‘wey

Keine Kommentare :