Es ist ein Tag wie jeder andere, ein reines Verstecken mit
der Natur spielen. Überleben, das einzige Ziel. Jeden Tag treibe ich mich
herum, in der Hoffnung, einen weiteren Tag zu sehen. Mein Magen sehnt sich nach
etwas Fleisch, die Jagderfolge bleiben viel zu gering. Ich versuche, jeden Tag
weiter zu laufen, zu klettern als am Tag zuvor, solange mich meine Beine nur
tragen können, doch die eintönige Ernährung mit den Früchten Pandoras macht es
mir nicht gerade leicht, doch ich bin es denen schuldig zu überleben, die vor
meinen Augen dahingerafft sind. Ich bin mir nicht sicher, ob es einen Himmel
oder eine Hölle gibt oder ob unser Bewusstsein einfach ins Nichts geht,
letzteres ist für mich am wahrscheinlichsten. Nirwana, eine Erfindung der
Menschheit, die sich vor der Leere fürchteten, dass ihre Daseinsberechtigung
nach ihrem Tod verschwindet und alles Errichtete nach dem Abscheiden sinnlos
erscheint. Diese Furcht hat schon viel Schlimmes hervorgerufen… Lügen und
Intrigen, Einsamkeit, Kriege. Das Phänomen Mensch ist so unerklärlich wie das
Dasein selbst oder wie ihr eigeborener omnipotenter Komplex, über den sie nicht nicht hinweg kommen und letzten Endes immer selbst Gott spielen wollen. Aber
nicht hier, nicht auf Pandora, wo alles auf den Anfang gesetzt wird. Es ist
alles so, wie Mutter Natur es vorgesehen hat. Hier gibt es keinen Gott in
Menschenverkleidung, denn jeder, der sich gegen die Natur stellt und Gott
spielt, wird vom Mond drei Mal verdaut und als hübsche Blume wiedergeboren.
Dennoch versuche ich ein Nirwana auf diesem Fleck zu finden,
einen Ort, wo ich nicht um mein Leben bangen muss, was mir paradoxer Weise
vollkommen egal ist. Zynismus, Sarkasmus, alles Fassade für meinen Todeswunsch.
Ich lege es gerne darauf an. Eine Heimat, für die es sich zu kämpfen lohnt,
gibt es für mich nicht. Für mich jedoch ist ein gegebenes Versprechen ein bindendes
Gelübde.
In folgenden Tagen treffe ich auf ein Tal. So verlassen,
geprägt von den damals residierenden Menschen. Ein Fluch und ein Segen gleichzeitig,
denn mein Luftfilter scheint sich so langsam zu verabschieden. Eine kleine
elegante Forscherstation, umzäunt von einem ziemlich hohen Drahtgebilde, jedoch
ohne eine Zugangsmöglichkeit und eine Basis, posierend wie jede andere nach
einem RDA Standard. Die Überwucherung trat bereits seit langer Zeit ein, Gaya
holt sich zurück, was rechtmäßig ihr gehört. Dennoch, das Tor der Basis wird
von einem riesigen Warnschild geschmückt. Zu meinem Glück treffe ich auf einen
Wagen an. Es ist ein kleiner überarbeiteter Pickup, feinstes Militärzeug. So
etwas Robustes lässt jedes Mechaniker Herz schlagen. Einfache, jedoch robuste
Motor Konstruktionen, die zu meinem Leidwesen nicht funktioniert hat, was für
eine Schande. Ich nehme meinen Bogen ab, um mich nach etwas nützlichem
umzusehen, der optimale Fall wäre, wenn es einen Filter oder gänzlich eine neue
Maske gäbe. Mein einziger Fund: Schraubenschlüssel in verschiedenen Größen,
einen Engländer für den schlechtesten Fall, Schraubendreher und Zangen.
Ein unerfreulicher Fund für mich ist die
Handpistole, mitten in der Werkzeugkiste. Der Idiot, der sie dort liegenlassen
hat, hatte vermutlich einen Todeswunsch. Eine Waffe, die locker in einem freien
Raum liegt und von Werkzeugen umgeben ist bedeutet überhaupt ein
Sicherheitsrisiko. Ich ignoriere es für diesen Moment, denn ein
funktionierendes Fahrzeug bedeutet ein garantiert längeres Leben. So mache ich
mich an die Reparatur. Ich fühle mich jedoch unwohl. Es gibt viele Wald
Aktivitäten, Hyänen ähnliches Gekicher, was mir ziemlich bekannt vorkommt und
das ist nicht die gute Art von Geräuschen. Was mich aber mental fertig macht
ist das Rascheln der Gräser und Büsche. Du weißt nie, was als nächstes kommt.
Ich habe auch dementsprechend gearbeitet. Zitternd wage ich mich an den
Anlasser heran. Es ist mir nur ein Fehler unterlaufen, ein schrecklicher
Anfängerfehler, denn ich habe die Batterie nicht abgeklemmt. Ich nehme also das
Kabel des Anlassers ab und lasse ihn locker herunterfallen. In dem Moment
stellt er einen Kontakt zum Motorblock her, welches unweigerlich zu einem
Kurzschluss führt. Das Resultat: Die Alarmanlage geht an. Ich lasse meinen Kopf
auf die Verkleidung fallen. Wieso müssen Fahrzeuge nun eine zündschlosslose
Lösung haben? Wieso kann die Zündung nicht erst eintreten, wenn man den
Schlüssel dreht und dadurch der Stromimpuls zustande kommt. Schleunigst
versuche ich, so schnell ich nur kann die Batterie abzuklemmen. Einen Vorteil
hatte das Ganze, der Wald ist stiller geworden. Diese Stille gefällt mir aber
nicht. Ich nehme also meinen Bogen und mache mich auf dem Weg zur
Forscherstation, eine kleine Bastion, wo ich sicher vor wilden Tieren bin, die
sich bald wieder annähern könnten. Natürlich habe ich Idiot keine Werkzeuge
mitgenommen, obwohl ich zuvor da war und versucht habe, mir gewaltsam Zugang zu
verschaffen. Ich renne also die ganze Zeit und zähle nur noch die Schritte bis
zum Container. Angekommen am Zielort mache ich die selbige Erfahrung, wie
zuvor, kein Erfolg an diesem Ende. Weder Fingernägel, noch das schick polierte
RDA Messer helfen dabei. Da braucht man
einen Schraubendreher.
Es dauert nicht lang und Besuch klopft an, doch es war nicht
der erwartete Besuch. Es waren Na’vi. Dieser Anblick kann einen schon
einschüchtern. Es sind humanoide Wesen, keine Unbekannte für mich, doch habe
ich nie welche in Person gesehen. Sie sind doppelt so groß und … blau. Die
Blicke der Pfeilspitzen durchbohren mich, dafür müssen sie mich nicht einmal
beschießen. Die Muster der Streifen jedoch waren schön anzusehen. Es wäre ein
schöner Tod, doch sollte es wohl nicht so sein. Der Kreis um mich schließt
sich, um mich sind 270° Exekutionsmöglichkeiten, jedoch nicht in den 90° direkt
vor mir. Sey’syu, so war ihr Name, entdeckte mich zuerst, doch erhob sie nicht
ihren Bogen gegen mich, sondern ihre Stimme und vergleichsweise zu der
gegenwärtigen Stimmung war sie friedvoll. Es war eine Art Wunder, denn sie
sprach zugleich auch noch meine Sprache. Wie ich im Laufe der Zeit feststellen
durfte, sprach nicht nur sie meine Sprache. Ich glaube, die Na’vi um mich herum
haben mich darauf getestet, ob ich in der Lage bin, ihre zu sprechen. Die
generelle Stimmung war ziemlich angespannt, ein Na’vi namens Sey fletschte
andauernd mit den Zähnen und hauchte mir in den Nacken, doch war ich ruhig. Ich
hatte schließlich nichts zu verlieren. Keine Familie, keine Freunde und nichts,
was man im entferntesten Heimat nennen könnte. Kxirya, so war der Name der Frau
neben Sey’syu, versuchte die Lage zu besänftigen. Ich sah sie an, jeden von
ihnen, den ich ausmachen konnte. Sie sagten mir wohl, dass sie vom Alarm auf
mich aufmerksam geworden sind, den ich ausgelöst habe. Ich habe versucht,
ihnen meinen Sachverhalt so gut ich nur konnte zu erklären und dass ich
schleunigst einen neuen Filter benötige, den ich hoffentlich in der
Forscherstation finden kann. Mein einziges Problem war, ich hatte gar keinen
Zugang zum System. Was also machen, wenn man Einen zweifachen Abschluss in
Elektrotechnik und Maschinenbau hat, man bei der Montage von Dutzender dieser
Türen dabei war und genauestens weiß, wie schlampig die Sicherheitsvorkehrungen
für diese Mechanismen ist? Man holt das Angeber Wissen heraus und verschafft
sich per Gewalt Zugang zu. Da war ich also wieder, in der Lage wie erkläre ich
es ihnen am Besten. Ich sagte ihnen, dass ich vorhin an einem Wagen oder besser
gesagt Metallpferd - das hätten sie wohl besser verstanden - war, der das
benötigte Werkzeug besäße, damit ich mir Zugang zu der Station beschaffen könnte.
Sie stimmten nur mit Widerwillen ein. Eine Na'vi namens Ne'wey suggerierte mir, dass ich ihnen vertrauen kann. Ich führte sie zu der anderen Basis, da
wo der Wagen residiert, doch als wir alle dem Ziel näher gekommen sind, fing an
mein Herz zu pochen. Mir ist eingefallen, dass sich in dem Werkzeug Koffer eine
Handwaffe befindet. Ich überlegte mir, wie ich damit umgehen sollte. Der
einfachste Weg schien zu sein, sie gnadenlos ehrlich darauf hinzuweisen.
Ehrlichkeit schien bisher die beste Art und Weise zu sein, mit ihnen zu reden,
außerdem werde ich selbst auch nicht gerne belogen. Ich öffne also die
Schublade und sage ihnen, dass sich eine Menschenwaffe darin befindet. Ich besorgte
mir nur das nötige Werkzeug und schloss die mittelgroße Lade. Als ich mich zu
ihnen drehte, schien regelrechtes Getuschel loszugehen. Sie waren wohl
beeindruckt von meiner Ehrlichkeit und dass ich sie direkt auf die Waffe hingewiesen
habe. Ohne viel großes Drumherum sind wir also wieder zurück zur Forscherstation
gegangen. Ich konnte in Ruhe zwei Kabel von dem Scanner ablöten und sie direkt
verbinden. Es verlief fast so, wie das Kurzschließen eines Autos. Der
Öffnungsmechanismus wurde ausgelöst, die Dekompression trat sofort in Kraft.
Nach wenigen Sekunden öffnete sich die Tür und ich konnte beruhigt reingehen.
Da war ich also … Es war ein sicheres Umfeld, ein vertrautes
Umfeld. Wenn man Monate lang unter diesen Umständen lebte, dann weiß man, wie
es auf die Psyche gehen kann. Warum wollte ich also überhaupt herkommen? Nun,
wenn es die Lebenswahrscheinlichkeit verlängern sollte, bin ich gewillt, ein
paar seelische Wunden aufzukratzen. Dennoch wollte ich so früh wie möglich
raus. Einen Tag konnte ich wohl überstehen und ganz ehrlich, wer kann dem Luxus
eines Bettes und die Tatsache, dass man nicht andauernd wie Jason der
Serienkiller mit der Maske durch den Wald rennt, widerstehen?
Mein Name? Tut mir leid, ich habe wohl in der ganzen Aufregung vergessen, ihn zu erwähnen. Man nennt mich David, David Kriesel.
Mein Name? Tut mir leid, ich habe wohl in der ganzen Aufregung vergessen, ihn zu erwähnen. Man nennt mich David, David Kriesel.
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