Es sind mittlerweile ein paar Tage vergangen, dass ich zuletzt Kontakt mit einem Na’vi hatte. Merkwürdigerweise hatte ich allerdings das Gefühl, dass sie nicht wirklich weit weg von mir waren, als würden sie mich von den Schatten aus beobachten. Die letzte Begegnung war, als ich mich an Messerbäumen meinen Arm ziemlich heftig aufgeschnitten habe. Ich wurde von – wer hat es erraten – Sey’syu aufgegabelt. Es war also das zweite Mal, dass sie mir geholfen hat, ohne eine Gegenleistung zu fordern. Es war mir peinlich, denn ich wurde vor den Eingang des Dorfes geschleppt, wo Kxirya mich direkt verarztet hat. Ich habe Monate ohne Hilfe überlebt, seien es Tier Angriffe eines Natang Rudels oder Unfälle im Wald, als ich die Stabilität einer Liane überschätzt habe, lediglich Kratzer sind aufgekommen und dann komme ich in dieses Tal und stolpere wie ein Amateur hin und her. Ich will ihnen nicht zeigen, dass ich Hilfe brauche, es ging auch immer so und da war kein einziger in der Nähe, der mal eben meine Weh-wehchens behandelt hat . Mittlerweile habe ich mich gänzlich vom Container entfernt. Lieber schlafe ich auf Steinen oder auf Ästen hoch oben an Bäumen, als die bedrückende Nähe der Wände zu spüren, die immer enger und enger zu werden schienen. Ich hatte mir bereits einen schönen Schlafplatz ausgesucht. Es ist ziemlich weit oben und es ist abgelegen, ich wäre also ungestört. Die einzige Herausforderung ist eine Liane, diese hochzuklettern ist ein Klacks. So langsam macht sich das Dschungel Training bezahlt, denn ich merke immer weniger Muskelbeschwerden, die Zeit des ewigen Muskelkaters ist also vorbei, jedoch könnte ich es mir nicht leisten, mit dem Training aufzuhören und faul zu werden. Für eine kleine Weile jedoch, habe ich es mir erlaubt, faul zu werden. Ich erklimme meine Bastion, eine schöne einsame Höhle, dessen Boden mit Moos bedeckt ist. Prompt lege ich mich hin für ein Nickerchen. Was danach passierte, da kann ich nur darüber spekulieren.
Im nächsten Moment, als ich aufwachte, habe ich einen lauten
Knall vernommen… Ein blauer Umriss formt sich direkt vor mir. Beim Aufwach
Prozess versuche ich die ganze Zeit nach meinem Bogen zu greifen, während ich
panisch zurück an die Felswand zu krabbel, um etwas Distanz zu schaffen. Als
mein Blick sich endlich schärfte und ich Sey’syu vor mir sehe, löst sich meine
Spannung. Es war ein freundliches Gesicht, das ich nur zu gut kenne, ihr habe
ich nämlich mein Leben zu verdanken. Wir unterhielten uns etwas, sie erzählte
mir, dass dieser Stein, auf dem ich nächtige, vor langer Zeit ein aktiver
Vulkan war. Seitdem habe ich mich nicht mehr wirklich sicher gefühlt in der
Gegend zu nächtigen. Doch dann geschah etwas ziemlich merkwürdiges, bevor ich es überhaupt realisiert habe. Sey’syu fiel
zu Boden, sie konnte sich nicht bewegen, murmelte ein paar Sachen vor sich hin.
Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich da reagieren sollte. Ich schaute
panisch durch die Gegend, habe selbst versucht, sie zu Bewusstsein zu rufen,
indem ich ihr eine Ohrfeige verpasst habe, aber sie lag einfach da. Es hat eine
Zeit gedauert und gefühlt dutzende Aufrufe von Sey’syu an mich, zu Kxirya zu
gehen, bis ich mich entschieden habe, das einzig richtige zu tun, ich musste
irgendwie die Schuld zurückzahlen. Ich kletterte also von dem Felsvorsprung
herunter, doch als ich anfing zu laufen, wurde ich plötzlich von einer
Feuerfalle geschnappt, einfach so. Ich hämmerte gegen die Wand, fluchte rum, es
rührte sich kein Stück. Es war letztendlich die Stimme Kxiryas, die mich aus
der Falle befreit hat. Sie hat mir Anweisungen gegeben, die Wurzel frei zu
graben, um sie anschließend durchzutrennen, das löst wohl die Falle. Gesagt,
getan, ich war raus aus der Falle und … Sey’syu ging es deutlich besser. Ich
war sichtlich verwirrt, denn die Na’vi haben sich um meine Falle versammelt.
Es wurde mir relativ schnell erklärt, dass es sich um eine
Prüfung gehandelt hat, ob man mir trauen konnte. In ihren Augen habe ich
bestanden, aber ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie sauer ich war. Alles
eine Farce, nur um ihnen selbst zu beweisen, was ich ihnen die ganze Zeit
gepredigt habe. Ich wünschte, einfach nur Abstand von ihnen zu nehmen, was
nicht gerade wirklich leicht war. Natangs, Natangs kommen immer zur falschen Zeit.
Sie kamen laut der Na’vi immer näher, also versteckten wir uns in der Vulkan
Höhle, das war der Ort, wo wir alle genächtigt haben, naja, bis auf Sey, er zog
los um … irgendwas zu machen.
Irgendwie klappt es nicht wirklich, Abstand von den Na‘vi zu
nehmen. Ich muss mich wohl mit ihnen auseinandersetzen, wenn ich wirklich in
der Nähe bleiben wollte. Es dient auch meinem persönlichen Wohl, wenn ich
gleich alles habe, was ich zum Überleben brauche. Immerhin ist diese Gegend
nicht die freundlichste für Menschen.
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