Dienstag, 26. März 2013

Sätare oeyä Winataronhu / Meine Hochzeit mit Winataron


Dass ich so aufgeregt sein werde, hätte ich vorher niemandem, der es mir prophezeit hätte, geglaubt. Aber es kam dann doch ganz anders, als ich es mir in meinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können.

Schlug mein Herz schon sehr lange für meinen einstigen Schüler Winataron, gestand er mir eines Abends vor längerer Zeit dann auch, dass er sich in mich verliebt hat. Mir selber ging es nicht viel anders, doch solange er noch mein Schüler war, müsste dies hinten anstehen. So sollte noch eine ganze Zeit vergehen, bis wir uns vor Eywa miteinander verbinden konnten. Zu viele Dinge waren einfach wichtiger. Der Umzug in unser neues Land, die damit verbundenen Strapazen und Schwierigkeiten und einiges mehr.

Winataron und Kxìrya
Eines Abends war es dann aber doch so weit. Mein yawntu (Liebster) führte mich an einen der Orte, an denen wir uns schon oft umarmt oder auch vereinzelt schon einmal geküsst hatten. Es war eine völlig neue und ungewohnte Situation für uns beide und schließlich folgten wir unseren Herzen und verbanden uns, indem wir das Tsaheylu (neuronale Verbindung über die Zöpfe) miteinander herstellten. Für uns beide fing ein neuer Lebensabschnitt an und es war zugleich die schönste Nacht, die wir bis dahin gemeinsam verbracht hatten. Mit Worten lässt sich nicht beschreiben, was wir beide während dieser Zeit empfanden.

Nachdem wir dies dann am nächsten Tag offen vor dem ganzen Clan bekanntgaben, wurde von allen ein Fest für uns beide ausgerichtet, an das wir wohl alle noch sehr lange zurück denken werden. Sogar Dallan, der einzige Mensch, der sich inzwischen nicht nur durch seinen überaus respektvollem Umgang mit uns und auch mit der Natur unseren Respekt verdient hatte, hatte mitbekommen, dass etwas besonderes geplant war. Soweit ich es weiß, hatte er als bisher einziger tawtute (Himmelsmensch) das Privileg, einer Verbindungzeremonie beizuwohnen.

Der Clan versammelt sich
Zwar durfte er nicht direkt beu uns unter dem Baum der Seelen stehen, unter dem die Zeremonie abgehalten wurde, ihm war es jedoch erlaubt, das Geschehen aus respektvoller Entfernung zu beobachten. Was uns alle sehr gefreut und vielleicht auch ein wenig verwundert hat war die Tatsache, dass er, entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten, nur mit einer kleinen Menschenwaffe bewaffnet zu uns kam und er diese dann auch noch freiwillig Kee'lanee zur Verwahrung abgab, sodass er völlig unbewaffnet war. Er erklärte, dass es bei ähnlichen Ritualen unter den Menschen auch nicht üblich und sogar verboten sei, währenddessen Waffen zu tragen.

Ich war den ganzen Tag über schon sehr aufgeregt gewesen und viele Fragen gingen mir durch den Kopf. Wie würde Winataron aussehen? Würde ich ihm gefallen? Was würde während der Zeremonie alles passieren? Mit viel Mühe hatte ich mir ein sehr schönes, fast in völligem Weiß gehaltenes, zeremonielles Gewand angefertigt und angelegt. Ich hatte mein langes Haar mit großen, bunten Blumen und Federn geschmückt, um für meinen yawntu die schönste Braut zu sein.

Als ich ihn dann in seinem, ebenfalls fast weißen, Gewand sah, schlug mein Herz bis in meinen Hals hinauf. Hatte ich bis dahin schon einige, zum Teil wirklich hübsche Männer gesehen, übertraf Wina sie alle bei weitem. Auch er starrte mich zunächst sehr begeistert an und es schien, als hätte mein Anblick ihm für einige Momente seine Sprache verschlagen. Es war eine einfach wundervolle Situation, als wir uns so gegenüberstanden und uns nahezu wortlos gegenseitig bewunderten.

Tac'ìri hält ihre Rede
Die Zeremonie wurde von Tac'ìri und Korlan, einem befreundeten Clanführerpaar abgehalten. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nicht vor Freude über Tac'ìris wundervolle Worte, die sie sich eigens für uns und diesen Abend zurecht gelegt hatte, einige Freudentränen zu vergießen, konnte sie aber schließlich doch nicht so ganz zurückhalten. Ich glaube, nicht nur ich wünsche mir von Herzen, dass die beiden uns hin und wieder einmal besuchen. Zu meiner großen Freude hatten die beiden auch ihre Tochter, Ali'yara mitgebracht.
Gemeinsames Essen





Nach dieser Zeremonie gab es dann ein reichhaltiges Mahl mit frischem Yerikfleisch,  (hirschähnliches Tier), Teylu (Käferlarven), Fisch und den verschiedensten Früchten. Es gab Beerenwein, vielerlei Säfte, die wir aus frischen Früchten gepresst und zum Teil gemischt hatten und natürlich Wasser, von dem allerdings kaum jemand etwas trank.


Tanz zum Klang der Trommeln
Im Anschluss daran tanzten wir zu unseren Trommeln um ein eigens für diese Feier hergerichtetes, großes Feuer herum. Es war eine sehr ausgelassene Stimmung und sogar unser menschlicher Besucher konnte sich überwinden, gemeinsam mit uns zu tanzen, bzw. es wenigstens zu versuchen, wobei er nicht einmal die schlechteste Figur abgab. Er gab sich sehr große Mühe, zu unserem Kreis, wenigstens für diesen einen Abend dazu zu gehören und ich glaube auch, er hat heute noch vieles davon in seinen Erinnerungen. Der Abend verging wie im Flug und als es schon fast wieder hell wurde, gingen alle so nach und nach erschöpft, aber mit glücklichen Gesichtern, schlafen.

Nun, was soll ich sagen? Es ist wundervoll, einen muntxatan (Ehemann) zu heben, für den man da sein kann und von dem man weiß, dass er immer für einen da ist, auch wenn es für mich zwischendurch immer noch etwas ungewohnt ist, dieses Wort zu benutzen. Ich danke der großen Mutter jedoch sehr oft dafür, dass sie uns beide zueinander geführt hat und bitte sie fast immer, dass sie Winataron ein langes Leben und immer einen Pfeil zu viel in seinem Köcher schenken möge...

Ein wenig erschöpft, aber überaus glücklich: Winataron und Kxìrya

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