Mittwoch, 3. Juli 2013

Ari'lana tolätxaw / Ari'lana kehrt zurück

Nawma Eywar irayo si oe nìtxan fwa Ari'lana lefpomtokx lu.
(Ich danke der großen Eywa, dass Ari'lana gesund ist)

Wieder ist es sehr früh, als mich Stöße und Tritte zum Teil sehr unsanft aus dem Schlaf reißen. Wie soll ich den Tag überstehen, wenn ich nicht einmal nachts richtig zur Ruhe komme?  Manchmal wird mir alles einfach zu viel. Ja, ich liebe mein Kind, sehr sogar, aber muss das alles denn wirklich so sein? Ich könnte einfach nur heulen, weil ich genervt und müde bin und mir einfach nur mal wieder eine Nacht wünsche, in der ich durchschlafen kann. Ich sitze auf meinem Cocon und mein Blick fällt auf meine etwas zittrigen Hände...

Heute jedenfalls will ich nicht wieder den ganzen Tag in der Höhle verbringen. Ich will hinaus, es drängt mich geradezu, etwas unternehmen zu müssen. Ein Gedanke kommt mir auch gleich in den Sinn. Doch zunächst stärke ich mich etwas. Danach mache ich mich auf den Weg ins Tal der ayutal amokri (Stimmenbäume), wobei ich genau darauf achte, was Dallan uns gesagt hatte: "Betretet keine braunen Stellen des Bodens."

Die Verbindung zu einem der Stimmenbäume ist gerade hergestellt, da höre ich ein leises Zischen, dass sich mir schnell nähert und schließlich dicht neben mir verstummt. Als ich mich danach umsehe, erkenne ich den Übungspfeil, den ich Ari'lana gegeben hatte. Sie steht kichernd nur ein Stück weit neben mir und ich winke sie zu mir heran. Zuerst bin ich etwas böse auf sie, weil sie mit ihrem Pfeil entgegen meiner Anweisungen beinahe auf mich geschossen hat, Auch wenn sie daneben gezielt und mich verfehlt hat, fehlt es ihr dennoch an Erfahrung für solche Scherze.

Doch meine Freude, dass Ari'lana wieder zurück gekehrt und zudem noch gesund ist, überwiegt diese Sache bei weitem und ich schließe sie fest in meine Arme und kann mich gegen einige Freudentränen darüber nicht erwehren. Doch ich bitte sie, mir schnell zum Lager zu folgen und erkläre ihr dort in aller Ruhe, was vorgefallen ist.

Natürlich stellt sie mir tausend Fragen und vermutet, dass dahinter nur die sawtute (Himmelsmenschen), insbesondere natürlich Dallan,  stecken können. Ich erkläre ihr jedoch dass gerade er es ist, der uns vor schlimmen Dingen bewahren will und der sogar viele Nächte lang in seiner Siedlung arbeitet, um herauszufinden, ob und wie er unseren Boden wieder heilen kann.

Ari'lana scheint es dann zu verstehen und sie verspricht mir auch, in nächster Zeit nicht alleine in den Wald und schon gar nicht zu der Menschensiedlung zu gehen. Meine Frage nach der Rückkehr Nìm'weys beantwortet sie mir, indem sie sagt, dass diese wohl auch in einigen Tagen zurück sein wird.

Warum sie allerdings ihre Ohren hängen lässt, als sie mir davon erzählt, auf ihrem Weg Yeriks (hirschähnliche Tiere) beobachtet zu haben, verstehe ich nicht so ganz. Als ich sie lobend anschaue und sie frage, ob diese Tiere denn vor ihr  weggelaufen seien, schüttelt sie den Kopf, scheint aber den Grund meiner Frage nicht zu durchschauen. "Wenn sie nicht weggelaufen sind...", erkläre ich ihr lächelnd, "dann haben sie Dich nicht bemerkt. Wenn sie Dich nicht bemerkt haben, dann heißt das, dass Du dich wie eine richtige Jägerin verhalten hast."

Ich schaue sie nicht ohne etwas Stolz darüber an und nun begreift sie auch meine Frage und fängt an zu strahlen. Da mir mein Baby während des ganzen Tages nicht allzuviele Verschnaufpausen gegönnt hat, schlage ich Ari'lana vor, gemeinsam mit ihr einen fruchtigen Tee zu kochen. Wir nehmen Kräuter, Fruchtstücke und was man sonst noch so alles für ein solches Getränk haben muss und ich zeige ihr, wie ich Tee zubereite. Sie macht einen überaus interessierten Eindruck, ist voll und mit Spaß  bei der Sache und hilft mir sogar dabei, so gut sie kann.

Dann sitzen wir noch eine Weile zusammen am Feuer. Sie beobachtet immer wieder meinen Bauch, auf dem sich durch die Bewegungen meines Kindes immer wieder Beulen bilden, was bisweilen recht lustig aussehen mag, mich aber inzwischen oft sehr belastet.

Als sie dann müde wird, biete ich ihr an, sie in die Höhle zu begleiten und schaue ihr noch nach, als sie an dem Seil nach oben klettert. "Txon lespom, ma Kxìrya." ("Gute Nacht, Kxìrya.") höre ich noch ihre Stimme von oben durch den Raum hallen, dann gehe ich wieder nach draußen, um mich am Feuer nun ebenfalls schlafen zu legen.

Ich danke Eywa sehr, dass die Kleine wieder zurück gekehrt ist und warte nun, dass auch Nìm'wey wieder gesund zu uns zurück kehren wird. Eywa wird sie beschützen, dessen bin ich mir sicher. Die Sterne beobachtend, rolle ich mich im meinen Schweif ein und drehe mich etwas zur Seite, um dann auch einzuschlafen. Möge die große Mutter mir eine ruhige Nacht schenken...

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