Montag, 1. Juli 2013

'efu meyp oe / Ich fühle mich schwach

Txuratxan oer srung si ulte por lu 'upxaret afe'.
(Txuraxtan hilft mir und hat eine schlechte Nachricht.)

Nicht mehr viele Tage werden vergehen, bis es so weit ist und unser Kind das Licht Eywa'evengs (Pandoras) erblickt. Jeden Tag aufs neue spüre ich es und inzwischen kommen auch wieder diese zwiespältigen Gedanken in mir hoch. Einerseits ist es die mir endlos erscheinende Freude darüber, endlich mein Kind in die Arme schließen und es mit einem stolzen sempul (Vater) gemainsam erleben zu können, andererseits bin ich aber auch so sehr verunsichert, dass ich mir wünschte, ich würde es niemals bekommen. Dazu kommen dann noch die immer häufigeren Rückenschmerzen, die manchmal bis in den Nacken- und Schulterbereich hinauf ziehen. Es kostet so unglaublich viel Kraft...

Winataron, mein muntxatan (Ehemann), hilft mir, wo er nur kann, obgleich es auch immer wieder Tage gibt, an denen ich es verfluche, dass er nun mal auch andere Dinge machen muss und sich natürlich nicht pausenlos nur um mich kümmern kann. Oft stelle ich mir Fragen, die mich zum Teil noch mehr verunsichern, zum anderen Teil aber auch beruhigen. Wina liebt mich, das weiß und das spüre ich auch jedes Mal, wenn wir uns miteinander verbinden.Ich liebe ihn ebenso.

Txu ist es, der heute schon in aller Frühe bemerkt, dass ich wach bin. Er kommt zu mir herüber. Ein stolzer taronyu (Jäger) ist nun aus ihm geworden. Ich wäre so gerne bei seinem Iknimaya (Prüfung für Jäger und Krieger) mit dabei gewesen, aber es ging leider wegen dem Kind nicht mehr. Das Klettern oder Fliegen ist einfach zu anstrengend für mich. Daher lächle ich ihm lobend zu: "Ma Txu, Du hast es endlich geschafft."

Eine Weile lang erzählt er mir von seinen Erlebnissen und ich muss dabei an meine beiden Prüfungen dieser Art denken. Wieder einmal stelle ich fest, dass es doch jedes mal anders abläuft, höre ihm aber aufmerksam zu, ohne ihn zu unterbrechen. Seine Augen glänzen vor Glück und Stolz und das hat er sich auch verdient. Aber mir fallen zwei Dinge auf, als ich ihm so zuhöre. Ich höre kaum die so vertrauten Rufe der Tiere aus unserem Wald und außerdem scheint die Sonne heute ein merkwürdiges Licht abzugeben. Es ist anders als sonst, ich vermag es jedoch nicht genau zu beschreiben.

"Kannst Du mir bitte einen Gefallen tun?", bitte ich ihn dann. Da es mir aufgrund meiner Rückenschmerzen heute gar nicht so gut geht, beschließe ich liegen zu bleiben. Ich werde versuchen, viel zu schlafen, was mir in den letzten Tagen etwas verwehrt wurde. Txu nickt: "Srane, nìlun, ma tsmuke." ("Ja, natürlich, Schwester.").und lächelt mir zu: "Was kann ich für Dich tun?"  Ich bitte ihn dann, mir nur etwas zum Essen und Trinken zu besorgen und dass er mir vielleicht einige leere Schalen und Stofftücher mitbringt. Für den Fall, dass ich vielleicht wieder bluten sollte oder sonst etwas passiert. 

Ich muss etwas kichern, als er vollgepackt wie ein Palulukan (Thanator) mit acht Jungen.wieder zu mir zurück kommt. Er gibt sich richtig Mühe, bemerke ich wieder einmal. Doch er macht auch einen irgendwie bedrückten Eindruck auf mich. Meine diesbezügliche Frage beantwortet er zwar, ich glaube jedoch, dass er mir etwas ausweicht. Ist etwas geschehen, das ich nicht wissen soll?  Ich werde Kee, Sey oder einen der Anderen morgen darauf ansprechen, überlege ich und mache mich dann über Txus recht reichhaltiges  Mahl her.

"Möge Eywa Dich auf allen Deinen Wegen begleiten und Dich beschützen.", wünsche ich ihm, als er sich dann verabschiedet, um zu den anderen zu gehen. Er verspricht mir jedoch, später noch einmal nach mir zu sehen. Irgendetwas scheint da draußen vor der Höhle vor sich zu gehen, denn ich kann leise Stimmen hören. Kee'lanees Stimme ist unverkennbar für mich und ich glaube auch Seys Stimme ausmachen zu können. Na, vielleicht haben sie gemeinsam etwas mit Txuratxan vor...?

Als ich mich wieder hinlege und mich etwas ausstrecke, um meinen Rücken zu entlasten, erinnere ich mich plötzlich an diesen merkwürdigen Traum von neulich. Dallan als Na'vi. Dann ist jedoch wieder dieses Bild des einen, sehr jungen Na'vi vor meinem geistigen Auge. Das Bild, das ich nur sehr verschwommen und unscharf gesehen hatte. Wer kann das sein...?

Ich spüre einen leichten Windhauch, der durch unsere Höhle zieht und über meinen Körper hinweg streicht, spüre mein Kind, das im Moment sehr ruhig ist, wofür ich der großen Mutter sehr danke, denn ich möchte einfach nur schlafen... Sehr lange schlafen...
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Ich schlage meine Augen auf und mein erster Blick gilt der kleinen Öffnung in unserer Höhle, durch die ich einen winzig kleinen Teil des Himmels beobachten kann. Es ist Nacht. Trotzdem fällt mir gleich auf, dass die Sterne irgendwie anders aussehen als letzte Nacht und auch der riesengroße Planet, den wir von hier aus sehen können, erscheint mir so ganz anders. Ich höre jemanden nach oben kommen und schaue mich um. Außer mir liegt nur Kee'lanee, die Tsìlpey im Arm hält, in ihrem Cocon.

Am leisen Klappern einiger Holzschalen vermute ich dann, dass Txu noch einmal nach mir sieht, so wie er es versprochen hatte. Und richtig, er ist es. Bepackt mit frischem Wasser und anderen Dingen, kommt er leise zu mir. Wie flüstern sehr leise, um Kee oder die Kleine nicht aufzuwecken und er berichtet mir dann, was er zusammen mit Sey, Kee'lanee und Dallan, erlebt hat. Ich bin trotz seiner sehr vorsichtigen Wortwahl etwas schockiert, als er beschreibt, wie es in unserem Tal jetzt aussehen soll. Morgen werde ich mir das alles einmal ansehen. Der lange Schlaf hat mir sehr gut getan und ich denke, wenn ich heute Nacht noch einmal durchschlafen kann, bin ich morgen wieder einigermaßen auf der Höhe.

Txu scheint nun auch sehr erschlagen zu sein, denn kaum dass er, er war noch einmal kurz nach draußen gegangen, sich dann in einem Cocon gegenüber von mir nieder lässt, ist er auch schon fest am Schlafen. Ich rolle mich auch wieder in meinen Schweif ein, drehe mich etwas zur Seite, um meinen Rücken so weit wie möglich zu entlasten und schlafe nach einem längeren Blick auf unsere etwas merkwürdig strahlenden Sterne, schließlich ein...

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