Montag, 16. Dezember 2013

Hapxì vurä a'awve / Teil 1 der Geschichte

Ftxozä si ko!
(Feste feiern)

Endlich einmal ein Fest. Der Tag war gekommen. Kxìrya und ich drehten uns hin und her und auch die kleine Maytame. Haben wir uns doch extra hübsch gemacht und gaben uns noch schneelle Tipps. Das Tasro wie aus dem Nichts dazu kam, ließ uns schon ein wenig die Gesichtsfarbe wechseln. Naja Mädels unter sich, lassen sich nun nicht so gern bei ihren gaaaanz Heimlichkeiten erwischen. Und dann ausgerechnet Tsaro.

Großartig hat Kxìrya den Platz ums Feuer schön gemacht. Ich war begeistert. Die Leuchtkäfer, das leckere Essen, der Saft und natürlich der Beerentrunk. Es war herrlich anzuehen. Schade, dass die Maguyuk einen Tag zuvor eine längere Reise antraten, so konnten sie nicht bei uns zu Gast sein. Tswero ging es etwas weniger gut. So war es besser, das er Ruhe hatte bei den Schlafplätzen. Aber unser sawtuteyä tsmukan  (Menschenbruder) war gekommen. Tsaro und Sey waren blendend gelaunt und haben sich nicht weniger Mühe mit ihrer eigenen Verschönerung gegeben als wir. Maytame hüpfte aufgeregt umher. Sie sah so toll aus in ihren selbst gemachten Sachen. 

Sey uns Tsaro fackelten nicht lang und schenkten den Beerentrunk aus. Und auch Txällän hielt mutig den für ihn viel zu großen Becher hin. Ich musste schon grinsen. Ich glaube fast, dass Sey und Tsaro unseren Txällän gern hätten umfallen sehen. Doch so schnell wie sie auch ihre eigenen Becher leerten und nach schenkten, zweifelte ich daran, dass sie das erleben würden. Auch Kxìrya war nicht weniger mutig und hielt mit. Ich teilte mir mit Maytame erst einmal den Saft. Wusste ich doch ein wenig um die Wirkung des Beerentrunks, den ich mit Tsyal heimlich bei den Tipani, in Atan‘reys Abwesenheit, probiert hatte. Ab und an nippte ich auch an dem Beerentrunk. Tsaro war zu mir sehr, sehr aufmerksam. Es fiel mir auf und macht mich nun doch nachdenklich. Trotz meiner Grobheit ihm gegenüber. Auch seine Bemerkung einen Tag zuvor, dass er mir gern etwas anderes schenken würde, als den Tawtute, wenn er ihn erwischen würde, fiel mir wieder ein. Verraten wollte er mir dazu aber nichts, soweit wusste er was er tat, auch wenn der Beerentrunk bereits seine Wirkung zeigte bei ihm. Ich bin nun doch neugierig geworden, obwohl mein Herz noch immer über meine Gedanken zu Atan‘rey stolpert. 

Sey wurde dann feierlich, trotz schon seiner leicht schweren Zunge, und foppte Txällän ein wenig, was wir nun mit ihm anstellen sollten. Der wieder wurde unsicher. Ich musste mir echt das Lachen verkneifen. Sey bat mich nun, den von uns gemachten Bogen Txällän zu übergeben. Es machte mich stolz, aber ich war auch überrascht. Kennt doch auch Sey meine zwiespältige Einstellung zu Menschen. Txällän war sehr gerührt. Maytame erklärte stolz, dass die Federn von ihr an den Bogen gebastelt waren. Ein tiefer Moment. Und ein Schritt auf den Weg des Tawtute, mehr Bruder zu werden. Konnte ich doch nicht ahnen, was Sey gleich noch sagen würde.

Da Seysyu fort war und wir weder sie noch irgendeine Spur fanden, war ich nun Karyu (Lehrerin) ohne numeyu (Schülerin). Sey also sprach davon, dass nun der sawtuteyä tsmukan (Menschenbruder) unterrichtet werden müsse im Gebrauch eines Na’vi Bogens, in den Traditionen, dem Wissen und Gepflogenheiten unseres Volkes. Sey entschied, dass ich nun karyu (Lehrein)  des sawtuteyä tsmukan (Menschenbruders) sei.

Eine Ehre verbunden mit einem unbändigen  Vertrauen des olo'eyktans (Clanführers) in meine Fähigkeiten oder ist es doch eher eine Last einen Tawtute (Himmelsmenschen) unterrichten zu sollen, dessen ganzes Sein an den Dingen der Sawtute (Menschen) hängt. Ich werde sehen, mit ihm, Txällän, Geduld haben müssen. Und wohl auch mit mir selbst. Dennoch wird es schwer sein ein Gefäß zu füllen, das bereits voll ist.

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