Montag, 16. Dezember 2013

Hapxì vurä amrrve / Teil 5 der Geschichte

Txällän ke tsun tsive'a!
(Dallan sieht nicht!)

Das Unterrichten Txälläns ist fast unmöglich geworden. Er lehnt inzwischen offen jede Anweisung ab, widersetzt sich den Verboten, Menschendinge mit zum Lager zu bringen, ist unterwegs in unserem Tal mit diesem lauten Eisending, obwohl auch dies vom Eyktan (Clanführer) untersagt wurde. 

Ich entschloss mich, nach meinen Erinnerungen mit meinem Ikran diese Pflanze, die Kxirya  tslengatan'ewll nannte, zu finden. Aus dieser ließe sich nun endlich das Pfeilgift machen, von dem Sey erzählte. Dank Eywa kehrte ich mit dieser Pflanze bald zurück und wir machten uns nun daran, dieses Gift herzustellen.

Während mir Kxirya erklärte und vorführte, wie man dieses Gift herstellt und wie vorsichtig man damit sein müsse, ritze ausgerechnet sie sich an einem Dorn. Tac’ìri und Korlan trafen währenddessen am Lager ein. Kxirya blickte völlig entsetzt auf diese so winzige Wunde. Sie versuchte ruhig zu bleiben, doch die Wirkung dieses starken Giftes setzte schneller ein als es auch mir lieb war. Mir wurde langsam klar, sie würde sterben, hier und jetzt. Ich schrie sie an was wir tun sollen. Korlan hockte sich zu uns und hielt Kxirya. Sie stammelte noch etwas von der Feuerblume am verdorrten Baum in den Iknimaya Bergen (schwebende Berge). Ich erinnerte mich, dass sie mir einmal den Weg beschrieb, als sie selbst diese Heilpflanze einmal besorgt hatte. 
Es musste also sehr schnell gehen. Tutean rufen und fliegen wurde irgendwie eins. Als ich zurück kehrte, lag Kxirya bereits auf dem Fell, zuckte und krümmte sich. Helle, schaumige Flüssigkeit trat aus ihrem Mund. War ich zu spät?  Tac’ìri beruhigt Maytame, die ununterbrochen weinte und voller Angst war. Sie sagte uns, wir müssten diese Blüten nun zu einem Brei zerkauen und Kxirya muss diesen schlucken. Gesagt getan. Seysyu war auch inzwischen zum Feuer gekommen. Und wenig später Txällän. Korlan und ich zerkauten noch mehr Blüten zu diesem, nicht sonderlich schmeckenden Brei und flößten diesen Kxirya erneut ein. Tac'ìri erinnerte auch daran, dass Kxirya trinken müsse. So wollte ich ihr vorsichtig Wasser in den Mund träufeln. Ich war so nervös, dass ich ihr das Wasser teilweise übers Gesicht schüttete. Kxirya übergab sich mehrfach. Alles war einfach nur entsetzlich. Aber statt das alles besser würde, tat sich ein neuer Abgrund auf.  
Ich nahm die Worte Txälläns war, der sich daran machte, Menschengebräu zusammen zu mischen um es Kxirya einzuflößen. Nach den Regeln des Clans würde es völlig genügen, ihm zu sagen, dass er diese nicht tun soll und die Menschensachen weg bringen muss. Dies sagte ich laut und deutlich.
Er aber weigerte sich und drohte mir, ich würde ihn kennen lernen, wenn ich ihn hindern würde, Kxirya dieses Zeug zu geben. Eine größere Missachtung, ja gar feindliche Gesinnung, kann man seinem karyu (Lehrer) nicht erweisen. Ich sprang auf und ging hinüber zu Txällän, ich schlug ihm dieses Menschenzeug aus der Hand uns sagte erneut er solle das lassen. 
Er, der doch numeyu (Schüler) sein soll und unser sawtuteyä tsmukan (Menschenbruder) sein will,  ingorierte alles. Er hatte noch mehr dabei und machte Anstalten zu Kxirya hinüber zu gehen. So hielt ich Txällän fest. Er war nun sichtlich böse auf mich. Ich versuchte, ihm zu verstehen zu geben, dass er seine sa’nu (Mama) damit töten würde. Er hörte nicht auf mich, nicht auf Tac‘ìri und riss sich los. Ich musste verhindern, was er vor hatte. So packte ich erneut zu und drohte ihm, würde er sich bewegen, müsste ich ihm weh tun oder ihn gar töten. Damit war nun klar, dass die Situation mit dem sawtute (Himmelsmenschen) völlig entglitten ist.  Wie Sand der durch die Finger rinnt.
Kxirya erholte sich Zusehens, der Brei wirkte nach einer Ewigkeit und schien das Gift unschädlich zu machen. Bei Eywa, ich war trotz meiner extremen Angespannheit wegen des tawtute (Himmelsmenschen), überglücklich. Sie würde leben. Ich habe Txällän dann los gelassen. Es bestand nicht mehr die Gefahr, dass er Kxirya etwas eingeben würde. Mir aber war nun klar, dass ich mit Sey sprechen muss. 

Das Verhalten ist nicht mehr zu tolerieren. Es spielt keine Rolle, ob er in guten Absichten handelt, oder etwa das eine oder andere tatsächlich hilfreich wäre. Der numeyu (Schüler) muss den Anweisungen der haryu (Lehrer) folgen. So sind die Regeln. Nur so ist lernen möglich. Und nur so funktioniert das Zusammenleben aller Clans der Na’vi. Txällän sieht nicht.

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