Montag, 17. März 2014

Neo sì Txällän / Neo und Dallan

Pay lehrrap nìtxan!
(Sehr gefährliches Wasser!)

Hatte Tsaro uns erst kürzlich und zu unserem Schrecken  davon berrichtet, dass das Wasser der Flüsse und des Sees nicht trinkbar ist, bestätigte dieser Forscher namens Neo dies uns noch einmal in aller Deutlichkeit. Er kam zu uns, um unser Wasser zu testen und seine Worte waren alles andere als ermutigend, auch wenn er mit den Worten schloss: "Ma frapo, pay ta 'awm ayngyä ke lehrrap lu." ("Das Wasser aus Eurem Lager ist ungefährlich.")  Er berichtete uns sehr ausführlich darüber, dass, offenbar ausgelöst durch diese metallenen Röhren, das Wasser der Flüsse und unseres Sees verseucht. Weiter führte er aus, dass die Quellen, die unsere Wasserfälle versorgen, nicht davon betroffen sind. Nun ist wieder  Unruhe in unserem Clan und auch bei den Maguyuk dreht sich alles um das Thema Wasser.

Auch heute kommt er wieder zu unserem Lager hinauf. Ich bin gerade dabei, mich auf den Weg zu machen, um einige Früchte zu holen, als ich eine Stimme rufen höre. Nach einer sehr freundlichen Begrüßung kommt Neo recht schnell zur Sache und berichtet über neue Dinge, die er über unser Wasser herausgefunden hat. Ich höre ihm gespannt zu, auch wenn ich den Sinn einiger seiner Worte nicht richtig verstehen kann. Immer noch bin ich skeptisch, was diesen tawtute (Himmelsmenschen) angeht. Ist das alles nur eine List?  Aber was beabsichtigt er dann damit?  Will er am Ende nur unseren tsmukan sawtuteyä (Menschenbruder) töten?  Seine Worte klingen aufrichtig und er scheint es gut mit uns zu meinen, dennoch habe ich immer wieder Zweifel.

Eher beiläufig kommt unser Gespräch dann auf Txälläns uniltìrantokx (Avatar Körper) zu sprechen. Neo ist sehr interessiert und fragt mich einiges dazu. Doch wie soll ich ihm darauf antworten?  Ich verstehe ja selber nicht alles, was Txällän uns dazu schon öfter erklärte. Neo, ich bemerke es an seinem immer eindringlicheren Blick, wird sehr interessiert und verrät mir, dass er einen solchen Körper nicht hat und dass es für ihn auch nahezu unmöglich ist, einen solchen herzustellen. Es hört sich inmeinen Ohren, als er das so sagt, an, als würde man einen Bogen oder einen Speer herstellen wollen. Wie kann man ein Leben herstellen?  Ich und Winataron (Kxìryas verstorbener Mann) haben Maytame ja auch nicht hergestllt. Ich muss schmunzeln, als Neo das so ausdrückt.

Um Txällän dazu zu befragen schlage ich Neo dann vor, zur Menschensiedlung zu gehen. Zuletzt hatte ich Txällän bei der kleinen Behausung gesehen. Sey'syu, die eben auch zu uns kommt, stimmt neugierig meinem Vorschlag zu. Auf dem Weg zu der kleinen Menschensiedlung beobachte ich Neo sehr aufmerksam. Ich ertappe mich dabei, dass ich geradezu darauf warte, dass ihm ein Fehler unterläuft. Doch jeder seiner Schritte ist wohl überlagt. Wir überqueren den See und als wir an einer kleinen fa'li Herde (Schreckenspferde) vorbei kommen, bemerke ich, dass Neo sogar einen kleinen Umweg in Kauf nimmt, um insbesondere das Jungtier nicht zu erschrecken.

An der Siedlung angekommen, treffen wir auf meinen 'itan (Sohn), der gerade mit etwas beschäftigt zu sein scheint. Er scheint uns zunächst nicht zu bemerken, denn er zieht erchrocken seine Waffe, als wir ihn begrüßen wollen. Doch er erkennt sehr schnell seinen Irrtum und steckt sie wieder weg. Txällän scheint Neo auch nicht sehr zu vertrauen. Ich bemerke es an seinen skeptischen Blicken und seiner abwehrenden Körperhaltung. Im weiteren Gesprächsverlauf, in den Sey'syu und ich uns nicht einmischen, einigen sie sich aber immerhin darauf, dass sie gemeinsam etwas tun werden, um diese metallenen Röhren aus unserem Land verschwinden zu lassen.

Neo befragt Txällän auch darüber, wie es ihm möglich ist, einen unilrìrantokx (Avatar Körper) herzustellen und ob es möglich wäre, dies auch für ihn, Neo, zu tun. Sicher, es würde Neo es möglich machen, ohne seine Maske atmen zu können, doch gleichzeitig bekäme er auch die Möglichkeit, all die Dinge zu tun, die wir zu tun in der Lage sind. Er könnte sich mit Pflanzen und Tieren verbinden und, so erzählte Txällän es mir einmal, sogar mit einem von uns. Ich befürchte, Neo würde solche Möglichkeiten sicherlich auch für Dinge nutzen, die nur ihm etwas nützen.

Nachdem die beiden ihr Gespräch beendet haben, steigt Neo in einen der ikran lefngap (Hubschrauber)  und fliegt, von sehr viel Lärm begleitet, davon. Ein wenig Angst habe ich schon vor diesen Maschinen, wenn sie so nahe sind. Ich versuche es aber nach außen hin nicht zu zeigen. Wir sind nun alleine mit unserem tsmukan sawtuteyä (Menschenbruder). Sey'syu, die seit einiger Zeit sehr interessiert durch eine der durchsichtigen Wände in das Gebäude hinein schaut, stimmt Txälläns Vorschlag zu, sich dieses Gebäude einmal von innen anzuschauen. Sie ist mutig, aber andererseits ist Txällän einer von uns. Nie würde er etwas tun, dass uns schaden könnte. Daher warnt er uns auch vor, dass die Luft, wenn wir dort hinein gehen sollten, dort etwas dünner ist und dass sich das Atmen für uns daher etwa so anfühlen könnte, als hätten wir uns gerade sehr angestrengt. Auch verschweigt er nicht, dass die Luft keine Gerüche verbreitet.

In einer der Wände entsteht plötzlich und von einem lauten Zischen begleitet ein immer größer werdendes Loch, das dann irgendwann so groß ist, dass Txällän leicht hindurch passt. Sey'syu hingegen muss sich etwas klein machen, um sich ihren Kopf nicht zu stoßen. Dann sind die beiden verschwunden. Die Erinnerungen an ein lange zurück liegendes Ereignis kommen mir in den Sinn. Ich mag diese Bauten nicht und auch diese nach nichts riechende, und auf mich irgendwie falsch wirkende Luft. Von außen kann ich jedoch die beiden beobachten, wie sich scheinbar miteinander reden.

Als ich mich dann mit dem Rücken an dieser kalten und glatten Wand entlang taste, passiert es dann. Ich falle durch ein sich plötzlich öffnendes Loch ins Innere. Ehe ich realisieren kann, was genau passiert ist, schließt sich mit lautem Zischen das Loch wieder. Ich bin gefangen. Gefangen in einer Falle, in der es kaum Licht gibt und, ich spüre es bereits seit dem ersten Atemzug, wo die Luft mir das Gefühl vermittelt, nicht richtig atmen zu können. Etwas in Panik geratend, hämmere ich gegen die Wände vor, hinter und seitlich von mir. Mein Herz pocht schnell und das Gefühl des Erstickens verstärkt sich, also zwinge ich mich zur Ruhe. Mir kommt die Frage in den Sinn, wie Sey'syu hier atmen kann?  Oder ist ihr inzwischen vielleicht doch etwas geschehen?

Ich klopfe nochmals an die Wände, von denen sich schließlich eine öffnet und den Blick auf Txällän freigibt. Allerdings lande ich zunächst doch etwas unsanft auf meinem Hinterteil, da ich damit nun gerade gar nicht rechne. Im Aufstehen bemerke ich Sey'syus Grinsen, nehme es ihr aber nicht übel, da ich weiß, sie meint es nicht böse. Außerdem bin ich ja gewissermaßen selber Schuld. Zum ersten... Nein, zum zweiten mal seit wir uns kennen, sehe ich nun Txälläns Gesicht, ohne dass dies von seiner Maske verdeckt ist. Auch wenn er ein tawtute (Himmelsmensch) ist und an sich ein fremdes Wesen, muss ich mir eingestehen, dass ich die Farbe seiner Augen mag. Ob ich ihm dies einmal sagen soll?  Ich denke aber es ist klüger, dies nicht zu tun, denn ich will ihm gegenüber nicht respektlos erscheinen. Vielleicht kommt ja einmal der Tag, an dem ich es ihm sagen kann...

Als ich dann von dem kalten und harten Boden aufstehen will, passiert es dann. Mir wird schwindelig und ich sehe bunte Flecken, die vor meinen Augen tanzen. Txälläns und Sey'syus Stimmen höre ich nur noch weit entfernt. Dann wird es schwarz vor meinen Augen und ich scheine in ein endlos tiefes Loch zu fallen. Ich spüre einen dumpfen Schlag gegen meinen Hinterkopf und merke, dass meine Atmung sehr hektisch wird. Es ist beinahe wie bei einem Fisch, den man aus dem Wasser nimmt. Daher zwinge ich mich dazu, ruhiger und flacher zu atmen.

Ich habe keine Ahnung, wieviel Zeit vergeht, bis ich dann die Augen wieder aufschlage und in Txälläns Augen schaue, die mich sehr besorgt anschauen. Es scheint, als hätte er mir irgendetwas gegeben, aber auch das vermag ich nicht zu sagen. Ich bitte die beiden, mich nach draußen zu führen, da ich mich noch etwas schwach fühle, denn ich weiß, es liegt an der Luft hier im Inneren der Behausung. Die beiden begleiten mich durch diese sich von selbst öffnende Wand und ich merke gleich mit dem ersten Atemzug, dass es mir hier draußen gleich wieder deutlich besser geht. Aber ich warte noch einige Momente und atme viele Atemzüge lang tief durch.

Sey'syu und Txällän bleiben bei mir und ich komme mir irgendwie vor, wie eine alte, schwache Jägerin. Doch es geht mir recht bald wieder gut, sodass ich mich mit Sey'syu auf den Heimweg machen kann. Txällän erklärt, er habe noch etwas zu erledigen und so verabschieden wir uns von ihm und gehen dann zurück ins Lager. Wir reden noch kurz vor der Höhle miteinander und beschließen dann, gemeinsam schlafen zu gehen.

Noch ein wenig über die Geschehnisse des heutigen Tages in Gedanken, beobachte sich Sey'syu, die inzwischen eingeschlafen ist, bis dann auch mir die Augen zufallen...

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Einige Bilder zu diesem RP findet Ihr in meinem flickr Fotoalbum.

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