Dienstag, 29. April 2014

Meresh'ti cau'pla Sey'syuyä / Sey'syus Ikranfänger [Teil 1]

Pxoel fwew pxiutit fte txivula meresh'ti cau'plati Sey'syuä - Hapxì a'awve
(Wir drei suchen die Rasiermesserpalme, um Sey'syus Ikranfänger herzustellen - Teil 1)

Sey'syu sitzt neben mir am Feuer, als ich nach einem schlimmen Traum erwache. Es war einer jener Träume, die ich vermutlich in nächster Zeit noch oft haben werde. Sa'nu (Mama) hatte mir davon erzählt, dass es ihr einst ebenso ging, nachdem ich ihren Clan verlassen hatte. Nun kann ich noch besser nachempfinden, was sie fühlte. Seit May fort ist, fühle ich mich leer, nutzlos und oftmals tröste ich mich darüber hinweg, indem ich mich mit irgendetwas beschäftige, um mich von diesen Gedanken abzulenken. Daher kommt mir heute der Vorschlag meiner yawntu (Liebsten) mehr als gelegen, als sie Ne'wey ihren meresh'ti cau'pla (Ikranfänger) zurückgibt, um sie dann darum zu bitten, sich einen eigenen machen zu können.


Bevor wir los ziehen, kommen wir noch kurz auf die Dummheit zu sprechen, die ich gestern Abend um ein Haar in meinem Schmerz begangen hätte und mir niemals verzeihen würde. Beinahe hätte ich Maytames Höhlenbild, blind vor Schmerz, abgewaschen und so eine Erinnerung ausgelöscht, die ich ihm Grunde gar nicht auslöschen will. Ne'wey hatte den leeren Wasserbecher, den ich zum Glück doch nur gegen eine der Felswände warf, in der Höhle aufgefunden. Ich weiß, sie alle verstehen mich und versuchen es nachzufühlen. Aber es ist falsch. Ich muss mich einfach von diesen Gedanken lösen zumal ich ja weiß, dass es der kleinen gut geht. Aber ist es nicht Eywas Wille, dass eine Mutter ihr Kind liebt und dass dies eine, wenn auch vielleicht nur kurze, Trennung nur umso schmerzvoller macht?

Sey'sus Iknimaya (Prüfung für Jäger und Krieger) ist nun beschlossene Sache. Sey hatte sie zunächst zwar etwas dazu anregen müssen, ihn offen und auch mit festem Ton darum zu bitten, dass wir sie hinauf in die Berge begleiten sollen, doch er gab ihr seinen Segen.  Waren wir aber nicht alle so?  Ich erinnere mich an mich selbst, wie ich einst schüchtern vor Atan, meinem früheren olo'eyktan (Clanführer), stand und meine Worte eher stammelnd über meine Lippen kamen. Auch Sey schien der Mut verlassen zu haben, als er vor ihm stand, um ihm das selbe Anliegen vorzutragen. Ich bin sehr stolz auf Sey'syu und auf Ne'wey, meine 'eylan (Freundin), die sie so viele Dinge gelehrt hat. 

Nun aber wollen wir losziehen und sowohl Ne'wey als auch ich warnen Sey'syu noch einmal eindringlich, häufen sich in letzter Zeit doch die Begegnungen mit den falulukan (Thanatoren), die sich zum Glück bisher auf mehr oder weniger lautes Gebrüll beschränkten, das wir durch die Wälder hindurch schallen hörten. Dallan, der soeben erwacht, beschließt im Lager zu bleiben, reicht Ne'wey aber eines dieser Sprechgeräte, die man wie eine Halskette anlegen kann. Er glaubt uns damit rechtzeitig vor Gefahren warnen zu können. Aber auch, wenn dem so sein sollte, nehme ich es ihr zwar ab, verstaue es jedoch in meinem Säckchen, das ich bei mir trage. Bisher habe ich als Jägerin so etwas nicht gebraucht, wieso sollte ich es jetzt plötzlich tun?  So ziehen wir unsere Bögen um, prüfen kurz unsere Pfeile und marschieren dann, leise, als wären wir auf der Jagd, zunächst in Richtung See, um dann am Fluss entlang in den Wald hinein zu schleichen.

Ne'wey führt unsere kleine Gruppe an und es dauert nicht lange, bis sie eine pxiut (Rasiermesserpalme) findet. Ihren Erklärungen Sey'syu gegenüber, wie sie mit dieser Pflanze umzugehen hat, welche Blätter sie abschneiden muss und was sie dabei alles zu beachten hat, habe ich nichts hinzuzufügen. Ob ich Ne'wey einmal vorschlagen soll, sich das Wissen über die Heilpflanzen anzueignen?  Wenn sie nur einige Erfahrungen mehr hat, als es unsere Jäger und Krieger haben, würde sie mich im CLan unterstützen können...

Ne'wey und ich sichern daher meine yawntu (Liebste), bis sie die ersehnten Blätter vorsichtig abgetrennt hat. In großer Entfernung sind plötzlich nacheinander mehrere brüllende Rufe zu vernehmen. Ne'wey sieht mich an und ich sie. Auch Sey'syu scheint den Ruf des palulukan (Thanators) erkannt zu haben, denn sie schaut kurz erschrocken zu uns herüber. Ne'wey deutet ihr an, sich etwas zu beeilen. Wieder ein Ruf und kurz darauf noch einer. Diesmal etwas näher und auch deutlich aggressiver. Dann kommt Sey'syu zu uns und wir beschließen, auf dem schnellsten und sichersten Weg ins Lager zurück zu kehren.

Doch wir kommen nur wenige Schritte weit. Ich sehe in den Gesichtern meiner beiden Begleiter leichtes Entsetzen, als eine zweite, ebeno laut und aggressiv brüllende Stimme hören. Wir müsen nur wenige Moment lauschen, um aus der Ahnung Gewissheit werden zu lassen. Dort draußen im Wald kämpfen zwei der gefährlichsten Tiere eywa'evangs (Pandoras), mefalulukan (zwei Thanatoren) gegenainander. Dicht nebeneinander sitzend verstecken wir uns in einem kleinen Felsspalte, wobei uns ein Gebüsch gegen die Blicke der dem Fels abgewandten Seite abschirmt. Unsere einzige Möglichekit ist, abzuwarten...

Die Schreie werden immer aggressiver, immer wütender, doch sie nähern sich uns nicht. Allerdings entfernen sie sich auch nicht. Es scheint ein Kampf um das Jagdrevier oder aber der Kampf um einen weiblichen Palulukan (Thanator) zu sein, den die beiden Kontrahenten dort austragen. Damit wird uns dreien klar, dass wir noch vorsichtiger sein müsen und wir müsen die anderen warnen. Ich hoffe, die Maguyuk (befreundeter Nachbarclan), mit denen wir unser Lager nun seit einigen Tagen teilen, werden sicher zu uns zurück kehren, da sie, wie so soft, für einige Tage eine Erkundung machen wollten...

Ne'wey, Sey'syu und ich drücken uns immer fester an die Felswand. Ob Eywa uns den Weg nach Hause noch gehen lassen wird...?


[HINWEIS: Dieses RP wurde aus Zeitgründen über zwei Tage hinweg gespielt.]

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