Montag, 28. April 2014

Tsaro sì oe / Tsaro und ich

Srake 'awpo fu mefo?
(Einer oder zwei?)

Es war noch Zeit, bevor ich zum Lager zurückkehren wollte. Glücklicherweise hatte ich die Flöte mit genommen und wollte nun die Gelegenheit nutzen, ein wenig zu probieren. Sehen was ich noch konnte und was ich verlernt hatte. Als ich die Stimmenbäume erreichte, hockte ich mich dicht ans Ufer und begann ein wenig zu übern. Natürlich in der Hoffnung, dass keiner meine, nach ewiger Zeit, ersten kläglichen Spielversuche hören könnte. Und nach und nach erinnerte ich mich und mein Spiel wurde immer besser. 

Zuerst bemerkte ich Tsaro gar nicht. Erst als er mich grüßte, bestimmt habe ich im Gesicht geleuchtet wie eine Tawtngal (Himmelstasse) vor Schreck und Verlegenheit. Er sah mich wieder so an, als könne er bis in mein Herz sehen. Tsaro bat mich, doch weiter zu spielen, es würde so wunderschön klingen. Ich war zwar unsicher doch ich freute mich auch, das Tsaro Gefallen daran fand. So setzten wir uns gemeinsam und ich gab mir wirklich große Mühe, richtig zu spielen. Tsaro erzählte, dass er sich erinnern kann, früher einmal ein ähnliches Lied gehört zu haben, welches ein Gruß an jemanden bedeutete. Und er fragte ob dieses Lied eine ähnliche Bedeutung hat. Das hatte es nicht in diesem Fall, doch wollte ich noch ein anderes Lied spielen, mit genau dieser Bedeutung. Tsaro lauschte geduldig, auch wenn der eine oder andere Ton nicht so ganz richtig war.  Dann war es einen Augenblick still, nur der Wald flüsterte. Es lag etwas Greifbares in der Luft.

Tsaro sprach nun erneut, in seiner unvergleichlich klaren Art, und ließ sein Blick nicht von meinen Augen und ich hing an seinen Lippen. Es erzählte davon, dass er beim Clan der Rey'engya bleiben wolle, der nun seine Heimat war und er sich nichts mehr wünscht, als dass auch ich bliebe. Er sprach über Gefühle für mich, seine Sehnsucht und das, wenn er fort müsste, niemals mehr ohne mich gehen würde. Er sprach davon, dass sein Herz ein Zuhause gefunden hat, bei mir und es nur für mich schlug. Irgendwie war mir ganz schlecht und auch wieder nicht. Meine Knie wurden ganz weich, doch Eywa sei Dank, saß ich auf dem Boden.

 
Der Moment war gekommen, gefürchtet und doch so ersehnt. Nun endlich kannte ich Tsaros Herz. Wie sehr ich doch so fühlte wie er, aber wie sollte Tsaro dies wissen?  Wir sprachen doch bisher niemals darüber. Mein Herz pochte bis zum Hals und und ich glaubte, es schlug so laut, dass jeder es hören müsse. So nahm ich all mein kleines bisschen Mut zusammen und gestand Tsaro ein, dass ich gleiches fühle für ihn. Meine Hände lagen in den seinen. Ich wünschte mir, dieser Moment dürfe nie vorüber gehen. Es drängte mich mein Lied, sein Lied, noch einmal zu spielen. Ich fühlte mich so wohl und geborgen, wie Tsaro da so vor mir saß und mich ansah mit seinen schönen, großen Augen. 

Unweit der Stimmenbäume streiften Kxirya, Korlan und Tac’iri durch den Wald. Tsaro half mir auf, nahm mich bei der Hand und wir gingen den dreien entgegen.

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