Donnerstag, 13. Juni 2013

Ayrelä slär / Höhlenbilder

Tìng nari ayoe ayrelur Ari'lanayä mì slär ulte säfpìl ayoer asìltrsan.
(Wir betrachten Ari'lanas Bilder in der Höhle und haben eine gute Idee.)

Es ist schön, von den bisweilen noch zarten Bewegungen meines Babys aufgeweckt zu werden. Ein leises "Rewon lefpom, ma oeyä prrnen. Nga nìtxan yawne lu oer." ("Guten Morgen, mein Baby. Ich liebe Dich sehr.") entfährt meinen Lippen und ich glaube in mir eine Bewegung spüren zu können, die eine Art Antwort darauf sein könnte. Wie in letzter Zeit so oft, ist Winataron, mein muntxatan (Ehemann), auch heute wieder unterwegs, um offenbar an seiner Überraschung weiter zu arbeiten. Da ich mir heute etwas vorgenommen habe, stört mich dies aber zunächst nicht so sehr...

Nach einem recht ausgiebigen Frühstück am Feuer, es ist ja noch genug Fleisch da, gehe ich in unsere Höhle, wo mir gleich Ari'lanas bunte Bilder auffallen, die sie neulich Abends auf die Steinwände gemalt hatte. Ich bin  gespannt, was Sey dazu sagen und wie Kee, die davon ja noch gar nichts mitbekommen hat, reagieren wird. Aber zuerst mache ich mich dran, einen neuen Heiltrank zu kochen, da ich festgestellt habe, dass der entsprechende Vorratskrug leer ist. Glücklicherweise sind alle Zutaten da und ich muss sie nur in den richtigen Mengen miteinander zu einem Saft kochen.

Dann ist alles fertig und der Heiltrank muss nur noch eine längere Zeit kochen, bevor ich ihn dann in den Krug umfüllen kann. Ich spaziere etwas herum und genieße das Alleinsein und die Ruhe. Ich frage mich, wie lange Wina für seine Arbeit wohl noch braucht? Nur für einen kurzen Moment, es ist nur ein Augenschlag, kommt mir dann der Gedanke, ob ihm dies vielleicht sogar im Moment etwas wichtiger ist, als unser Kind.. Oder ich...?

Gerade, als ich auf die große Brücke gehe, die zum Baum der Seelen hinüber führt, durchzuckt mich der Gedanke, dass ich in meinem Heiltrank etwas sehr wichtiges vergessen habe. Der nächste Gedanke sagt mir dann, dass ich die benötigten Wurzeln aus dem Wald holen muss, da keine mehr in unserem Lager sind. Fast  Da der Trunk nun schon fast am kochen ist, muss ich mich allerdings beeilen und so renne ich beinahe in den Wald hinein. Kee und Sey, die unweit des Torbogens stehen, grüße ich nur sehr flüchtig, bemerke aber dennoch ihre fragenden Blicke.

Etwas Glück habe ich aber dann doch, denn am Waldrand finde ich die benötigten Wurzeln recht schnell und grabe sie vorsichtig aus. Wieder laufe ich an Sey und Kee'lanee, die immer noch beisammen stehen, vorüber und bemerke wieder ihre mir folgenden Blicke. Vor der Höhle treffen wir dann nach einer Weile zusammen und begrüßen uns, als ich die Wurzeln geschnitten und dem Heiltrank zugemengt habe. Der Geruch des Gebräus verrät mir, dass es gerade noch mal gut gegangen ist...

Dann hören wir eine sich uns näherende Kinderstimme, die eigentlich nur die Ari'lanas sein kann. Und richtig. Fröhlich kommt sie aus Richtung des Waldes ins Lager gehüpft. Als wir uns begrüßen, macht sie einen unbeschwerten Eindruck und ich empfange sie grinsend mit den Worten: "Sieh mal einer an, da kommt ja unsere kleine Künstlerin."  Zunächst scheint sie gar nicht zu wissen, auf was ich genau anspiele und so deute ich in unsere Höhle hinein und bitte sie lieb und ohne Vorwurf, ihre Malereien mit Wasser wegzumachen. Sie macht zwar einen etwas mürrischen Eindruck, geht aber dann zur Höhle.

Sey, Kee und schließlich auch ich folgen ihr dann, wobei wir Kee schildern, was Ari'lana angestellt hat. Sehr verwundert bin ich allerdings, dass Sey, der das ganze ja auch gesehen und sogar darüber laut gelacht hatte, sich scheinbar an gar nichts erinnern kann. Seine diesbezüglichen Fragen machen mich sehr stutzig...

Gemeinsam schauen wir uns dann die bunten Bilder auf den Felswänden an und Ari'lana erklärt, sie habe dort aus ihrer Erinnerung ihre alte Heimat aufgezeichnet. Einen Teil davon hat sie jedoch mittlerweile abgewaschen, sodass nur noch einige farbige Flecken erkennbar sind. Kee und Sey finden dann, dass es gar nicht so schlecht aussieht und ich muss ihnen sogar zustimmen. Im Dunkeln sah das noch ganz anders aus...

Allerdings bemerke ich auch Seys und Kees, meiner Auffassung nach, mich rügenden Blicke, weil ich von Ari'lana gefordert hatte, alles wieder zu entfernen. Als Ari'lana dann von der Tsahìk (spirituelle Clanführerin) und dem Olo'eykten (Clanführer) die Erlaubnis bekommt, dass sie nach Herzenslust in der Höhle malen darf und uns vielleicht auch die passenden Geschichten dazu erzählt, sage ich erst einmal nichts dazu. Ich biete Ari'lana nur an, gemeinsam mit ihr neue Farben zu machen.

Sey und Kee sind, wie es mir scheint, eher mit sich selber beschäftigt, als wir dann am Feuer sitzen und es ruhiger wird. Kee bereitet für uns alle etwas sehr leckeres zu, von dessen Geschmack ich wirklich sehr angetan bin und Ari'lana sitzt vor dem Fell, auf dem ich mich etwas ausgestreckt habe und mich mit meinem Kind beschäftige. Etwas in Gedanken versunken, bekomme ich dann Aketuans Ankunft auch erst mit, als er uns begrüßt. Doch, wie des Öfteren, ist er heute eher still und i sich gekehrt und scheint müde zu sein.

Als zuerst Ari'lana, dann, kurze Zeit später, auch Sey und Kee beinahe gleichzeitig aufstehen, um sich zum Schlafen zu verabschieden, keimt mir der Wunsch auf, meinen muntxatan (Ehemann) jetzt umarmen zu wollen, der aber leider nicht da ist. So gehe ich zunächst, allen voraus, in die Höhle. Als ich dann vor unserem gemeinsamen, jedoch leeren Cocon stehe, packt mich etwas der Zorn.

Geschenk hin, Überraschung her, ich will jetzt zu Winataron! Also laufe ich mit festem Schritt aus der Höhle, direkt vorüber an Kee, Sey und Aketuan, denen ich noch einen kurzen Blick zuwerfe, und mache mich auf den Weg in den Wald. Ich bin mir im Klaren darüber, dass es gefährlich werden kann, aber ich bin mir genauso im Klaren darüber, dass ich eine gute Jägerin und Heilerin bin und die Gegend hier genau genug zu kennen glaube, um einen sicheren Schlafplatz zu finden, sollte ich Wina nicht antreffen.

Ich werde so lange durch den Wald streifen, bis ich ihn endlich gefunden habe. Ob ich jedoch meinen augenblicklichen Entschluß noch einmal überdenken und vielleicht ändern werde, weiß ich jetzt noch nicht...

Keine Kommentare :