Mittwoch, 5. Juni 2013

Aysäfpìl amip / Neue Ideen

Aysäfpìl amip teri ftxozä sì tìpängkxo alor Nìm'weyhu.
(Neue Ideen bezüglich unseres Festes und eine schöne Unterhaltung mit Nìm'wey.)

Nach einer sehr erholsamen, leider aber etwas einsamen Nacht werde ich durch ein Geräusch aufgeweckt. Txuratxan ist gerade im Begriff, am Seil in den unteren Bereich unserer Höhle zu klettern. Er erweckt in mir den Eindruck, als habe er etwas vor und so folge ich ihm. Unten vor der Höhle muss ich ihn etwas aufhalten, da er schnellen Schrittes in Richtung Wald geht. "Ma Txu!", rufe ich: "Warte bitte einen Moment."  Er bleibt augenblicklich stehen und begrüßt mich. Dann will er natürlich wissen, was ich von ihm will.

"Hast Du heute etwas besonderes vor?", frage ich ihn und er erzählt mir dann von einer Idee, die er eben erst hatte, als er aufwachte. Er schlägt vor eine kleine Hütte oben in dem Baum über unserer Höhle zu bauen und sprudelt nur so vor Ideen und Vorschlägen über. Nun ja, seine Gedanken klingen nicht schlecht, finde ich und er scheint sich wirklich Gedanken darum zu machen, wie wir so etwas gemeinsam lösen könnten. Ich schlage ihm dann vor, seine Ideen mit dem Clan zu besprechen. Txu macht sich derweil auf seinen Weg in den Wald. Er möchte schon einmal nach einem bestimmten Holz suchen, hat aber auch noch etwas anderes zu erledigen, erklärt er mir mit vielsagendem Blick und macht sich dann auf den Weg...

Ich schaue mir dann den Ort oben im Baum etwas näher an und versuche  abzuschätzen, wie viel Platz eine Hütte an dieser Stelle bieten würde. Txus Idee gefällt mir und so gehe ich nach unten, da ich Geräusche von dort höre und auch einige Gestalten sehen kann. Winataron steht am Feuer und schaut sich, wohl suchend nach mir, um. Nìm'wey und Kee sind ebenfalls da und wir begrüßen uns.

Bevor Wina und ich uns aber zu den anderen setzen, begrüßt mein  muntxatan (Ehemann) erst einmal mich und unseren ganzen Stolz, indem er sich vor meinen Bauch kniet und leise zu dem Baby spricht. Immer wieder fällt mir in der letzten Zeit auf, wie sanft er seine an sich so tiefe und brummend wirkende Stimme doch erklingen lassen kann. Wir setzen uns dann, doch bevor ich den anderen von Txus Idee erzähle, warte ich erst einmal ab, was der Sey, Kee und die anderen zu berichten haben.

Kee will wissen, an welchem Tag denn unser Fest stattfinden soll, das wir anlässlich unseres Sieges über das Drachenschiff der sawtute (Himmelsmenschen) abhalten wollen?  Wir beratschlagen uns eine Weile, dann steht der Tag fest: Trr'awve nìhay (nächster Sonntag).

Ein Vorschlag kommt dann von Nìm'wey. Sie möchte gerne festliche Gewänder für den Clan machen und unterbreitet uns ihre Ideen dazu. Kee scheint von ihrer Idee angetan zu sein. Auch ich horche auf, als sie erzählt und beschreibt und nehme mir vor, sie zu fragen, ob wir das nicht gemeinsam machen könnten.

Dann scheint niemand mehr etwas wichtiges zu sagen zu haben und so trage ich dann Txuratxans Vorschlag vor und warte auf die Reaktionen der anderen. Nìm'wey ist inzwischen sehr still geworden und sagt zunächst gar nichts. Überhaupt ist sie heute sehr in sich gekehrt. Ob sie etwas hat?

Zu meiner Verwunderung scheint Kee, ich glaube es an ihrem Ausdruck erkennen zu können, nicht sehr viel von Txus Idee zu halten. Sey scheint etwas unschlüssig zu sein und Winataron scheint der Vorschlag zu gefallen. So hat jeder seine eigene Meinung. Sey ist aber dann der Meinung: "Txu sollte erst einmal sein Iknimaya (Prüfung für Jäger und Krieger) machen. Danach werden wir noch einmal über seinen Vorschlag sprechen."  Ein guter Vorschlag, wie ich finde. Damit zeigt Sey, dass er Tuxs Vorschlag zumindest nicht von vorne herein abweist und bereit ist, noch einmal darüber nachzudenken. Die Tsahìk (spirituelle Clanführerin) scheint sich ähnlich entschlossen zu haben, Nìm'wey und mein muntxatan (Ehemann) sind eher ruhig und kommentieren das Ganze eher am Rande..

Während der ganzen Unterhaltung fällt mir auf, dass Sey immer näher an Kees Rücken heran rutscht und sie etwas auffällig streichelt und liebkost. Na ja, Wina und ich nehmen uns auch in den Arm, küssen und streicheln uns immer mal wieder. Aber bei den beiden ist es irgendwie anders. Zumindest kommt es mir so vor. Aber es ist ein schönes Bild, die beiden zu zusammen sitzen zu sehen.

Als ich Wina eben umarmen und ihm zuflüstern will, dass ich mit ihm auch gerne einmal wieder alleine und etwas zärtlich sein möchte, steht genau dieser auf und verabschiedet sich von uns. Er will, wie er erklärt, wieder in den Wald, um dort etwas fertig zu stellen. Meine Frage, was er denn vor hat, beantwortet er damit, dass er etwas für unser Baby macht. Für einen klitzekleinen Moment bemerke ich ein klein wenig Zorn in mir, weil er manchmal so spontan und unberechenbar ist. Aber ich lasse ihn dann gehen, weil ich weiß, dass er nur Gutes im Sinn hat und dass er mich, nein, uns beide liebt. Ich liebe ihn ebenso...

Als er verschwunden ist, verabschieden sich Sey und Kee auch ein wenig plötzlich und unrerwartet. Sie scheinen es etwas eilig zu haben und sind, noch ehe Nìm'wey und ich uns richtig verabschieden können, in unserer Höhle verschwunden. Möge Eywa ihnen eine friedliche Nacht und schöne Träume schenken...

Ob Nìm'wey nur darauf gewartet hat, mit mir alleine reden zu können?  Jedenfalls beginnt sie, als wir dann als letzte am Feuer sitzen, ein Gespräch. Sie kommt noch einmal auf das Thema der Gewänder und hat eine sehr schöne Idee. Txu soll zu seinem Iknimaya (Prüfung für Jäger und Krieger etwas besonderes bekommen. Ob sie es nur anlässlich dieses Ereignisses vorschlägt oder ob vielleicht doch etwas mehr dahinter steckt, wie mir ein kurzer Eindruck vermittelt, frage ich sie jedoch nicht.
Dann erzählt sie mir, dass sie solche Arbeiten sehr gerne macht und wir tauschen uns dann eine recht lange Zeit aus. Sie möchte wissen, was ich gerne mache und wie ich es mache, mich interessiert hingegen ihre Arbeitsweise sehr. Nìm'wey, ich stelle es wieder einmal fest, ist für unseren Clan eine echte Bereicherung. Außerdem glaube ich in ihr eine gute Freundin gefunden zu haben, denn wir verstehen uns bisher wirklich gut.

Viel Zeit ist verstrichen während wir so reden und inzwischen ist es tiefe Nacht geworden. Als wir dann nach oben in unsere Höhle gehen und ich mich in meinen heute leider leeren Cocon lege, denke ich noch lange an das bevorstehende Fest, die Vorbereitungen dafür und schließlich an das Liebste, das ich habe. "Möge Eywa Dich bei dem, was Du tust und egal wo Du bist immer beschützen.", flüstere ich leise zu mir...

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