Donnerstag, 6. Juni 2013

'eylan aswey oeyä / Meine beste Freundin

Lora `tìpängkxo syananrofa Kee'laneehu 'awsiteng.
(Eine schöne Unterhaltung am Wasserfall zusammen mit Kee'lanee.)

"Ich muss mit Jemadem reden!" ist mein erster Gedanke, der mich an diesem leicht dunstigen, aber ansonsten wunderschönen Morgen aufwachen lässt. Winataron, mein muntxatan (Ehemann) ist bereits wieder im Wald unterwegs, oder noch immer?  Seit dem Abend, an dem wir über Txus Idee sprachen, habe ich ihn nun nicht mehr gesehen. Zunächst bin ich jedoch alleine, als ich mich vor dem Lager umschaue. Vermutlich sind einige bereits unterwegs, um noch Dinge für das Fest vorzubereiten und zu besorgen, das wir in einigen Tagen feiern werden.

Da mir gerade danach ist, brate ich mir schnell einen Fisch. Die friedliche Stimmung, dieser leicht diesige Morgen und das Knistern des Feuers lassen mich etwas in Gedanken verfallen. Ich spüre, wie sich mein Kind immer stärker in mir bewegt, was mich unglaublich glücklich macht und auch stolz.

Eine leise, aber kichernde Stimme grüßt mich plötzlich von hinten: "Pass auf ma 'eylan (Freundin), sonst brätst Du gleich! So nahe, wie Du am Feuer hockst."  Während ich aufstehe, drehe ich mich um und erblicke dann Ke'lanee. Genau sie ist die Richtige, denke ich. Sie ist es, mit der ich reden muss und werde. Doch Txu kommt mir zuvor, als er gerade aus dem Wald zurück kehrt.

Fröhlich kommt er zu uns und begrüßt uns. Als wir ihm dann erklären, dass Sey und Kee beschlossen haben, dass wir mit dem ganzen Clan über seine Idee, eine Hütte zu bauen, erst nach seinem Iknimaya (Prüfung für Jäger und Krieger) noch einmal sprechen werden, ist er keine Spur böse oder enttäuscht. Er versteht, dass dies jetzt, auch für ihn, erst einmal im Vordergrund steht. Enttäuscht ist er nur, als wir ihm beide seine Frage, ob wir Ma'wey in letzter Zeit gesehen hätten, leider verneinen müssen. Er tut mir etwas Leid, denn ich weiß, dass er sie sehr mag und sie ihn wohl ebenso.

Mit hängenden Schultern verabschiedet er sich dann und meint, er müsse mal über etwas nachdenken. Hoffentlich trifft er keine Entscheidung, die er später einmal bereuen wird. Einige Momente schauen Kee und ich ihm noch nach, dann ist er in der Höhle verschwunden.

Ich wende mich an meine Freundin und frage sie, ob wir uns einmal unter uns beiden unterhalten können. Da außer uns niemand im Lager ist, scheint die Gelegenheit günstig zu sein. Kee willigt ein und wir beschließen, uns an den großen Wasserfall zu setzen. Dort sind wir beide eigentlich ganz gerne. Doch bereits auf dem Weg dorthin fallen mir die Worte, die Ich Kee sagen oder fragen möchte, nicht so recht ein. Doch sie lässt mir die Zeit, die ich brauche, um meine Worte zu finden.

Im selben Moment, als ich ihr dann meine erste Frage stelle, verfluche ich die von mir gewählten Worte jedoch. Ich hätte es anders formulieren sollen. Doch Kee versteht meine Sorge und sie versucht mir Ratschläge zu geben. Sie erzählt mir von Sich, von Sey und versucht auch Wina mit einzubeziehen. Es tut unglaublich gut, mit ihr so offen von Frau zu Frau reden zu können und ich bin froh, dass es jetzt geschieht.

Allerdings decken sich unsere Ansichten nicht in allen Punkten, worüber ich sehr verwundert bin. Ich hatte mir zu einigen Fragen etwas andere Antworten von ihr erhofft. Aber Kee'lanee ist sehr offen und schildert mir bereitwillig ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse.

Trotzdem versuche ich ihre Schilderungen nachzuvollziehen, so wie sie versucht meine Standpunkte ebenfalls zu verstehen. Auch wenn mir im ersten Moment nicht alles gefällt, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten. "Abwarten...", denke ich bei mir: "Wie leicht das doch immer gesagt ist..."  Kee ist jedoch, wie ich wieder einmal feststelle, eine wirkliche Freundin, mit der man über alles ganz offen sprechen kann. Für sie scheint es keine Tabus und Grenzen zu geben und keine noch so persönliche Frage bleibt ungehört und gleichermaßen unbeantwortet. Ich mag sie wirklich sehr...

Die Sonne beginnt hinter dem Horizont zu verschwinden und färbt den Himmel mit einem tief orangefarbenen Licht, als wir dann beschließen, in die Höhle zu gehen. Im Gegensatz zu mir ist Kee schon nach kurzer Zeit eingeschlafen. Unser Gespräch geht mir noch eine ganze Zeit lang durch den Kopf, bevor mich dann auch die Müdigkeit übermannt. Ich spüre noch einen Moment lang sanfte Bewegungen meines Kindes, dann rolle ich mich in meinen Schweif ein...

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