Sonntag, 23. Juni 2013

Mipa ftiayu sawtuteyä / Eine neue Forscherin der Menschen

Poe lu tawtute fu uniltìrantokx?  Pelun ke plltxe tìngay po?
(Ist sie Mensch oder Avatar?  Weshalb sagt sie nicht die Wahrheit?)


Müde schlage ich meine Augen auf, es ist noch tiefe Nacht, und frage mich im ersten Moment, wo ich bin?  Das Knistern unseres Feuers holt mich aber dann schnell in die Realität zurück und ich merke, dass ich neben Tsìlpeys Wiege bei der Feuerstelle eingeschlafen war. Die Kleine schläft tief und die Bewegungen ihres kleinen Schweifes lassen mich erahnen, dass sie wohl träumt. Soll ich sie nach oben in die Höhle bringen?  Ich entscheide mich aber, hier bei ihr zu schlafen. Vor allem, weil es in meinem Bauch auch noch ruhig ist und weil ich dann vielleicht noch etwas weiter schlafen kann. Allerdings frage ich mich, wieso Kee und Sey sie einfach hier alleine zurück gelassen und niemandem etwas davon gesagt haben?  Kee erzählt mir doch sonst alles...  Aber sie weiß auch, dass sie sich auf mich voll und ganz verlassen kann. Ich hoffe nur, sie kommen bald wieder zurück, denn es gibt ein paar Dinge, die wir im Clan zu besprechen haben...

Ich lege mich also neben die Wiege und schlafe auch noch einmal ein, bis ein zischendes Geräusch mich dann aus einem sehr schönen Traum heraus reißt. zuerst denke ich es ist Dallan und das Zischen hört sich an, wie von seiner Maske, die er immer tragen muss, dann erkenne ich jedoch, dass ich mit der Maske Recht hatte, diese jedoch das Gesicht einer tawtuté (Menschenfrau) bedeckt. Sie steht ein Stück vor unserer Feuerstelle und mir fällt gleich auf, dass sie ein gutes Stück kleiner ist als Dallan. Ich gehe auf sie zu, um sie nach dem Grund ihres Erscheinens zu fragen.

Sie erklärt mir, nachdem sie sich mir als Nayla Zoe vorgestellt hat, dass sie sich einmal den Baum der Seelen anschauen möchte, was ich ihr jedoch nicht erlaube. Kurz nach diesem ersten Zusammentreffen verschwindet sie plötzlich wortlos und läuft in den Wald hinein. Ich bleibe bei Tsìlpey, da sie noch schläft, und setze mich ans Feuer, um etwas zu essen. Die Bewegungen meines Kindes verraten mir, dass dies wohl eine gute Idee ist. Wenn die Menschenfrau etwas von mir will, so denke ich mir, wird sie schon zurück kommen...

Das tut sie auch, nur erkenne ich sie eine erst viel später, denn plötzlich kommt eine Na'vi auf mich zu. Was mich sehr verärgert ist, dass sie ohne etwas zu sagen direkt bis zu unserem Feuer kommt. Sie wirkt freundlich, aber ich merke, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmt. Allerdings wundert es mich schon sehr, dass auch sie zum Baum der Seelen will, um zu besten, wie sie sagt, was ich ihr aber auch nicht zugestehe. Irgendetwas an ihr erscheint mir merkwürdig...

Auffällig scheint sie ihre Hände vor mir verstecken zu wollen und ich frage mich eine Zeit lang, wieso sie das tut, bis es mir dann wie ein Blitz durch den Körper fährt, als mein Blick auf ihre Füße fällt. Statt vier Zehen hat sie fünf und ich erinnere mich, so etwas schon einmal gesehen zu haben. Nur wo?  Sehr verärgert über ihr respektloses Auftreten, ziehe ich meinen Bogen und frage sie nochmals, sehr eindringlich allerdings jetzt, was sie genau will. "Beten." antwortet sie mir und deutet zum Baum der Seelen hinüber.

Doch zunächst will ich einmal wissen, wie sie heißt und woher sie kommt. Sie stellt sich mir vor, aber ich bleibe misstrauisch, bis ich schließlich dahinter komme, wo ich schon mal eine Na'vi mit fünf Zehen gesehen habe. Es war in meinem alten Clan, erinnere ich mich schließlich und es war auch keine wirkliche Na'vi, die ich dort sah. Sie sah zwar beinahe aus wie wir, aber auch sie hatte fünf Finger und fünf Zehen und auch sie roch ganz anders. Ein uniltìrantokx (Avatar) steht offenbar gerade vor mir, was mich umso wütender macht, da es sich offenbar um den anderen Körper der tawtuté (Menschenfrau) handelt sie vorhin so eilig weggelaufen ist.


Meine dementsprechende Frage bestätigt sie mir, wobei sie dann zwangsläufig auch zugeben muss, mir zuvor einen falschen Namen genannt zu haben. Da ich meinen Bogen nicht mehr länger gespannt halten kann, hänge ich ihn wieder um, um im selben Moment mein Messer zu ziehen und wütend auf sie loszustürmen. Warum verhält sie sich so hinterlistig?  Nur gut, dass ich vorhin, als sie weg ging, Tsìlpey in die Höhle gebracht hatte, wo sie nun in Sicherheit ist, denke ich.

Durch meine Nacht, die ich an Tsìlpeys Wiege verbracht hatte, reagiere ich äußerst gereizt und aggressiv, weil ich etwas übermüdet bin. Nur ein kurzer Gedanke an Dallan und seine Berichte über diese ftìayu (Forscher) hält mich davon ab, diesen fremdartigen Körper auf der Stelle zu töten. Sie scheint ihr Verhalten zumindest ein wenig zu bereuen und entschuldigt sich dann bei mir, sodass ich mein Messer von ihrem Hals nehme, es aber noch nicht weg stecke.

Nach einiger Zeit, meine eigene Neugier beflügelt mich dazu, erkläre ich ihr, zu unserem Torbogen deutend, dass dies die Grenze ist, bis zu der sie an unser Lager heran kommen darf, um sich dann bemerkbar zu machen. Ich begleite sie dorthin, um etwas über sie zu erfahren, wobei ich sie sehr genau beobachte. Bei diesem Gespräch kommt heraus, dass sie von unserem Volk lernen will und sie fragt mich, was wir unter Sehen verstehen?

Eine für mich nicht eindeutig zu beantwortende frage, denn wie erklärt man jemandem das Sehen, dessen Körper nicht dazu geschaffen wurde?  Anhand einiger Beispiele versuche ich es ihr klar zu machen, bin aber mehr als verunsichert, ob es mir auch gelingt. Auch bin ich immer noch misstrauisch, was diese angeblichen beiden Körper angeht, die, wie sie mir erklärte, miteinander in Verbindung stehen sollen.

Erst als sie wieder aufsteht, fortgeht und dann mit ihrem Menschenkörper zurück kehrt, schwindet dieses Misstrauen ein wenig, da sie den Ort kennt, an dem wir uns bis gerade unterhalten haben. Auch kennt sie den Inhalt unseres Gespräches. Da ich nun Tsìlpey auf dem Arm habe, die in der Zwischenzeit aufgewacht ist und Hunger hat, ist Nayla Zoe sichtlich angetan von dem Kind und fragt mich, ob es mein Baby sei, was ich jedoch verneine.

Wir setzen unser Gespräch fort, aber ich habe den Eindruck, sie hat noch viel zu lernen, obgleich sie sich mit Pflanzen gut auszukennen scheint. Bevor sie mich dann und für heute endgültig verlässt, Erkläre ich ihr noch einmal, dass sie die Grenze zu unserem Lager nicht eigenmächtig überschreiten soll, bis Sey und Kee gegebenenfalls etwas anderes entschieden haben.

Etwas nachdenklich und auch verwirrt über diese Begegnung spiele ich noch eine Weile mit unserer kleinen Jägerin, der es das keine pa'li (Schreckepnspferd), das ich ihr vor einiger Zeit einmal aus Holz geschnitzt habe, offenbar sehr angetan hat. Dann ziehen wir uns in die Höhle zurück, als die Kleine müde wird, wo ich sie heute einmal mit in meinem Cocon schlafen lasse. Sie hat ein wohl Interesse an meinem Bauch, der sich zu ihrem großen Erstaunen dann auch noch hin und wieder von alleine zu bewegen scheint.

Ich schließe sie in meine Arme, sodass sie meinen Bauch befühlen kann. Ab und an höre ich sie, während ich bereits einschlafe, kichern und glucksen, wenn mein Baby sich bewegt...

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