Mittwoch, 19. Juni 2013

Tsko swizaw / Pfeil und Bogen

Tskxekeng si oe Ari'lanahu tstko swizawfa.
(Ich trainiere mit Ari'lana das Bogenschießen.)

Gähnend und mich am ganzen Körper streckend komme ich aus unserer Höhle. Ich bin etwas erschlagen und matt, denn viel geschlafen habe ich in der letzten Nacht nicht. Einige Male wachte ich auf und jedes mal plagten mich Gedanken an diese Sache mit Ta'meyta, diesem merkwürdigen Tier. "Was will es?", frage ich mich, "Wieso ich?  Wo kommt es her?" Immerhin hat aber mein Baby wohl die ganze Zeit geschlafen, denn von ihm spürte ich beinahe nichts.

Noch einmal strecke ich mich und gähne, dann werde ich von einer Kinderstimme begrüßt und schon im nächsten Moment spüre ich, wie mir etwas kühles vom Kopf an den Körper hinunter läuft. Ari'lana hält es wohl für angebracht, mir eine Wasserschale über dem Kopf auszuleeren, damit ich munter werde. Irgendwie tut mir das in diesem Moment sogar gut und dem Baby, das auf diesen kleinen Schock mit einer hastigen Bewegung reagiert, wohl auch. Lachend steht sie mir mit großen Augen und ihrem neuen Bogen mitsamt Pfeil gegenüber.

Ich frage sie, wobei ich einen sehr hintergründigen Blick aufsetze, ob sie schwimmen kann. Ihren kichernden Satz: "Sraaane... (Jaaaa...)! Das mit dem Wasser habe ich mit meinem sempu (Papi) auch immer gemacht." lasse ich sie jedoch nicht beenden, denn bereits nach den ersten Silben klemme ich sie mir unter den Arm und gehe mit ihr zum Fluss. "Keheeeee...!" ("Neiiin..."), ruft sie, wohl ahnend, was nun gleich passieren dürfte.

Doch ich werfe sie nicht einfach hinein. Das wäre viel zu gefährlich, denn je nachdem wie sie fällt, würde sie sich dabei möglicherweise verletzen. So wirble ich sie einmal herum, als wollte ich sie ins Wasser werfen und stelle sie dann vor mir am Ufer ab. Ari'lana erzählt mir daraufhin was vor einigen Tagen mit ihrem Schweif passiert ist, als sie hier im Fluss Fische fangen wollte. "Aber es ist nur ein kleiner Kratzer und tut nicht mehr weh.", bestätigt sie mir, was ich aber bereits bemerkt habe.

Meine Frage, zu was sie denn heute Lust hätte, ist eine eher rhetorische Frage, denn mir ist klar, dass Ari'lana Bogen schießen will. Als sie jedoch zum Wald hinüber deutet, lehne ich dies ab. Einerseits ist es zu gefährlich für sie, anderseits auch für viele Tiere, da Ari'lana einfach noch zu unsicher ist. Wir gehen stattdessen zu unserem Übungsziel und, nachdem der erste Schuss dann auch ein recht guter Treffer war, strahlt sie mich an.

Ich beobachte jede ihrer Bewegungen, allerdings auch immer wieder prüfend die Umgebung. Ta'meyta, dieses Tier, geht mir nicht aus dem Kopf. Immer wieder versuche ich unauffällig die Umgebung mit meinen Blicken abzusuchen, doch Ari'lana bemerkt es und fragt mich, wieso ich mich denn immer wieder zum Himmel umschaue?

Ich bitte sie zum Feuer, um es ihr ganz in Ruhe erklären zu können, denn ich finde, da sie dieses Tier auch gesehen hat, kann sie ruhig wissen, was mit Sey und Dallan zusammen geschehen ist. Ich frage sie zunächst aber erst einmal, ob sie, als wir beide mit dem Stimmenbaum verbunden waren, auch dieses Wort "Ta'meyta " gehört hat, was sie aber verneint. Dann erkläre ich ihr, wobei ich versuche, es so verständlich wie möglich für ein kleines Kind zu formulieren, was geschehen ist und dass wir im Moment alle recht ratlos sind und nicht wissen, ob dieses Tier nun unser Freund oder Feind ist. Allerdings lege ich etwas mehr Gewicht in die Betonung des Wortes "Freund". Einerseits weiß ich, Ari'lana mag viele Tiere sehr gerne, leider auch unbekannte, was aber für ein Mädchen ihres Alters nicht untypisch ist, andererseits ist sie aber eben auch noch ein Kind und sollte noch nicht über alles bis ins kleinste unterrichtet werden. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass Ari'lana so etwas wie Zuneigung für Ta'meyta empfindet. Daher beantworte ich ihre Frage, ob sie mit dabei sein darf, wenn dieses Tier noch einmal bei uns erscheinen sollte, dementsprechend.

Müde lehnt Ari'lana sich dann an einen Baumstamm an und sagt, mich dabei anlächelnd: "Ich glaube, für kleine Na'vi ist es nun Zeit, sich schlafen zu legen."  Damit hat sie Recht, da es inzwischen dunkel geworden ist. "Auch für ganz kleine Na'vi ist es Zeit zu schlafen...", nicke ich ihr zu, da es in meinem Bauch seit einiger Zeit ruhig ist, und führe den Satz fort "und für große ebenso."  Mit einem Blick zu ihr schlafe ich dann auf meinem Fell ein, nicht jedoch, ohne vorher mein kleines Gebet für meinen muntxatan (Ehemann) an Eywa zu richten...

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