Donnerstag, 27. Juni 2013

Naya Zoe ftiayu / Naya Zoe, die Forscherin

Nayla Zoeti 'ameko nantangil. Kee'lanee sì oe fmi srung sivi por.
(Nayla Zoe wurde von einem Nantang angegriffen. Kee'lanee und ich versuchen ihr zu helfen)

Ein starker Schmerz in meinem Rücken reißt mich schon sehr früh aus dem Schlaf. Seit einigen Tagen verspüre ich nun schon diesen Schmerz, der sich vom unteren Rückenbereich bis fast hinauf zu meinen Schultern zieht. Das Baby wird beinahe von Tag zu Tag schwerer und ebenso lebhafter und immer öfter muss ich Pausen einlegen und mich hinsetzen, um etwas auszuruhen. Kee hatte Recht, als sie mir genau dies prophezeit hatte. Außerdem habe ich ja miterlebt, wie oft sie sich mehr über den Tag quälte, als sie mit Tsìlpey schwanger war. Nun weiß ich, was sie oft ertragen musste, aber dennoch bin ich bereit, es durchzustehen und ich bin sehr stolz darauf, sa'nu (Mami) werden zu dürfen.

Um mich von den Schmerzen etwas abzulenken, beschließe ich, ein wenig mit meinem Bogen zu trainieren. Kürzlich bemerkte ich, dass es mir gut tut, wenn ich meine Arme etwas strecke oder sie ein wenig anstrenge. Außerdem habe ich schon längere Zeit nicht mehr so richtig trainiert und daher gehe ich vor unsere Höhle und schieße, nachdem ich kurz etwas gegessen habe, einige Pfeile auf unser Trainingsziel ab. Schlecht bin ich geworden, ich muss öfter trainieren. Gut, durch das Kind habe ich längere Zeit meinen Bogen nicht benutzt, daher spürte ich auch neulich, als ich Nayla Zoe damit bedrohte, dass es mir etwas schwer fällt, sie Sehne längere Zeit gespannt zu halten. 

Ein lautes Klopfen gegen unseren Torbogen lässt mich herumfahren. Nayla Zoe steht dort und winkt mir zu. "Ausgerechnet jetzt!", denke ich, sammle dann meine Pfeile ein und gehe. während ich meinen Bogen wieder umhänge, zu ihr. Gerade, als ich sie etwas mürrisch fragen will, wieso sie mich stört, sehe ich, dass sie offenbar recht schwer verletzt ist. Sie trägt Verbände an ihren Händen, durch die langsam etwas Blut hindurch sickert und frage sie, was ihr denn passiert ist?

Sie berichtet mir, dass sie am Tag zuvor durch den Wald ging. Sie wollte wohl Pflanzen untersuchen. Dabei muss sie von einem Nantang (Natterwolf) überrascht und angegriffen worden sein. Weiter erzählt sie, dass es ihr, da sie unbewaffnet war, gelungen sei, das Tier mit einem dickeren Ast leicht zu verletzen und es so in die Flucht zu schlagen. Mir kommt spontan ein Gedanke aus meiner Erinnerung hoch. Sie berichtet immerzu von einem einzigen Nantang (Natterwolf). Sollte es am Ende der sein, den ich einmal zusammen mit Sey entdeckt hatte?

Während Nayla Zoe berichtet, bitte ich Kee, die gerade zu uns kommt, sie möge mir doch bitte einmal den Rücken etwas massieren, um vielleicht meine Schmerzen ein klein wenig zu lindern. Ich muss mir auf die Zähne beißen, als sie dies dann auch macht, denn immer wieder durchzuckt mich ein stechender Schmerz, wenn sie über die empfindlichen Stellen massiert. Aber ich merke, dass es mir hilft und bin meiner Freundin wirklich dankbar dafür, denn alleine komme ich da nicht heran. Mein yawntu (Liebster) sitzt die ganze Zeit über bei mir, sodass ich mich an ihn anlehnen kann. Ob er ahnt, was er mir damit für eine große Hilfe ist?

Sey erscheint nur wenige Augenblicke später ebenfalls bei uns am Torbogen und so müssen Nayla Zoe und ich die ganze Geschichte noch einmal erzählen. Sey scheint beunruhigt zu sein, jedenfalls läuft er mehrere Male mit einem mal ernsten und mal besorgten Blick um unsere Gruppe herum. Ob er das selbe über das Tier denkt, wie ich...?

Kee bemerkt dann ebenfalls Naylas Wunden. Ihre Verbände werden von ihrem Blut langsam, aber sicher, mehr und mehr durchtränkt. Dallan hatte Nayla gestern mit Verbänden versorgt, aber Kee gibt zu bedenken, dass, gerade hier im Wald, überall zum Teil sehr gefährliche Krankheiten lauern können, die schon für uns Na'vi gefährlich werden und lange, schmerzhafte Behandlungszeiten nach sich ziehen können. Mir fällt zum Beispiel gleich das Flussfieber ein, an dem man sogar sterben kann, behandelt man es zu spät, falsch oder gar nicht.

Nayla Zoe scheint durch unsere Schilderungen verängstigt und verunsichert zu sein zu sein. Sie willigt schließlich ein, dass Kee'lanee und ich ihr versuchen sollen, mit unseren Heilmitteln zu helfen. Da wir beide jedoch keine Ahnung haben, in welchen Dosierungen wir unsere Arzneien anwenden dürfen, um sie nicht zu schädigen, beraten wir uns zunächst ausführlich darüber und beschließen dann, so vorsichtig, wie irgend möglich zu sein.

Während ich dann einige Schalen, frisches Wasser und einige Heilkräuter besorge, bereitet Kee Naylas Arme für die Behandlung vor. Sey Und mein yawntu (Liebster) scheinen das ganze eher misstrauisch zu betrachten, was man ihnen auch nicht verdenken kann. Gemeinsam und überaus vorsichtig behandeln wir Naylas Wunden und verbinden sie neu. Dann, als wir fertig sind, rät Kee ihr dazu, sich nun viel Ruhe zu gönnen. Eywa wird nun entscheiden, ob unsere Heilmittel Nayla Zoe helfen werden oder nicht...

Nayla verlässt unser Lager und sowohl Winataron, als auch Kee und ich bemerken, dass wir langsam müde werden. Daher beschließen wir, uns in unsere Höhle zurück zu ziehen. Wina hatte mir vorhin versprochen, mir später noch einmal den Rücken mit einer entspannenden Kräutertinktur einzureiben und er hält sein Versprechen, wie man es auch nicht anders von ihm kennt. Ich vermute sogar, dass durch Winas und Kees Hilfe meine Schmerzen so weit zurück gehen werden, dass ich nach einer ausgiebigen Nachtruhe morgen wieder relativ schmerzfrei bin.

Sey hingegen, er hatte es vorhin schon angedeutet, reitet in den Wald hinaus. Vermutlich wird er versuchen, den Nantang (Natterwolf) zu finden und ihn sich anzusehen. Ich höre noch, wie er sich von Kee verabschiedet und spreche ein leises Gebet für ihn, dass die große Mutter auf ihn Acht geben möge, um mich dann eng an meinen muntxatan (Ehemann) zu kuscheln.

Wina legt mir sanft seine Hände auf meinen Bauch, sodass wir gemeinsam noch eine kleine Weile die Bewegungen unseres Kindes verfolgen können. Ich glaube, er ist sehr stolz darauf, bald sempu (Papa) zu werden und er hat auch allen Grund dazu. Als ich schon fast eingeschlafen bin, spüre ich noch, wie sich sein Schweif sanft um meinen windet. "Nga yawne lu oer ma muntxatan oeyä!" ("Ich liebe Dich mein Mann!", flüstere ich ihm noch sehr leise zu...

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