Mittwoch, 22. Mai 2013

Kaym a'awve olo'hu / Der serste Abend mit dem Clan

Sunu oer nìtxan fwa tsun tsive'a soaia ayoeyä nì'i'a ylltxepro.
(Es ist sehr schön, endlich wieder unsere Familie an der Feuerstelle sehen zu können.)

Sehr ausgeruht und fröhlich gehe ich, in der Hoffnung Kee'lanee zu treffen, nach unten. Doch ich stelle fest, dass ich wohl heute einmal die Erste bin. Da ich mich ein klein wenig schwindelig fühle, esse ich eine Frucht, die mir dieses Gefühl recht schnell nimmt. So setze ich mich fröhlich an die Trommel und beginne leise einen Rhythmus zu spielen. Nach einer Weile fällt mir sogar eine passende Melodie dazu ein, die ich dann zu meinem Trommelspiel summe. Ich bemerke gar nicht, als Kee'lanee mit Tsìlpey dann auch aufgewacht sind und aus unserer Höhle kommen.

Wie begrüßen uns sehr herzlich und Kee fragt mich nach meinem Wohlbefinden. Da es mir, bis auf etwas Schwindel sehr gut geht, beantworte ich ihre Frage dementsprechend. Sie gibt mir Ratschläge, wo sie nur kann, erklärt mir immer, wie es bei ihr und Tsìlpey damals war und scheint genau zu wissen, was gerade in mir vorgeht. Tsìlpey gluckst und brabbelt ebenfalls vergnügt in Kees Armen liegend.

Nach einer Weile hören wir Geräusche aus Richtung des Waldes. Wir schauen uns um und im nächsten Moment steht Sey vor uns. Es folgt einer der schönen Momente, bei denen man mehr als deutlich spürt, wie sehr die beiden miteinander verbunden sind. Ich halte mich daher zurück und warte geduldig, bis Sey seine beiden Jägerinnen begrüßt hat. Immerhin hat er sie nun sehr lange nicht gesehen, während mein muntxatan (Ehemann) uns ja begleiten durfte, was ich Sey nicht so schnell vergessen werde.

Aber ich vermisse Winataron. Er lag vorhin noch neben mir in unserem Cocon und schlief fest. Ich werfe den anderen kurz einen Blick zu und gehe dann zum Höhleneingang. Dort angekommen, rufe ich nach meinem muntxatan (Ehemann) und frage recht lautstark, ob er immer noch schläft? Eine Antwort erhalte ich jedoch nicht und so gehe ich zum Feuer zurück und lasse ihn ganz einfach weiter schlafen.

Fröhlich und ausgelassen sitzen wir dann am Feuer, als uns eine Zeit lang später eine wohl vertraute Stimme sehr freundlich begrüßt. Txuratxan ist von einer seiner Erkundungen aus dem Wald zurück gekehrt. Natürlich, das sieht man ihm nur allzu deutlich an, würde er uns am liebsten gleich mit Fragen überhäufen, aber er hält sich zunächst zurück. Etwas schüchtern fällt ihm dann auf, dass an mir wohl etwas anders zu sein scheint und so erzähle ich ihm, dass ich mich in nächster Zeit wohl noch weiter verändern werde.

Als er realisiert, was ich ihm damit sagen will, strahlt er mich plötzlich an. Da wir uns längere Zeit nicht gesehen hatten, konnte er von meiner Schwangerschaft noch nichts mitbekommen haben. Txu freut sich wirklich riesig und tut dann etwas, das ich so nicht von ihm erwartet hätte, denn er nimmt mich in den Arm. Dann platzt es aber plötzlich förmlich aus ihm heraus. Er fragt uns, wie unsere Reise war, was wir erlebt haben und, und, und...

Sey, Kee und auch ich beantworten alle seine Fragen und die Zeit rennt derweil nur so dahin. Als es dann längst dunkel geworden ist, verabschiedet er sich von uns und geht zur Höhle. Morgen will er, so erklärt er uns, wieder in den Wald hinein, um das Spurenlesen zu vertiefen. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis Sey einmal alleine mit ihm los zieht, um sich von seinen Fähigkeiten zu überzeugen. Danch steht seinem Iknimaya (Prüfung für Jäger und Krieger) eigentlich nichts mehr im Wege. Vorher werde ich Kee aber fragen, ob sie mit mir zum Baum der Seelen geht, um für Txu gemeinsam zu beten...

Auch wir drei werden etwas müde und beschließen uns hinzulegen. Als Sey und Kee jedoch gerade in unserer Höhle verschwunden ist, höre ich ein Klopfen an unserem Torbogen, was mir sagt, dass es Dallan sein müsste. Obwohl ich müde bin, reden wir noch eine kleine Weile miteinander und der tawtute (Himmelsmensch) berichtet mir etwas, das ich unbedingt mit den anderen besprechen muss und werde. Am besten, wenn er mit dabei sein kann in den nächsten Tagen. Es scheint etwas ernsteres auf uns zuzukommen...

Dann kann auch ich mich endlich schlafen legen und bin etwas verwundert darüber, dass Winataron immer noch tief und fest schläft. Nur ab und zu ist ein leises, aber sehr tiefes Brummen von ihm zu vernehmen, als ich mich eng an ihn schmiege und schließlich mit dem Kopf auf seiner Schulter einschlafe...

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