Donnerstag, 23. Mai 2013

Winataronil 'awsiteng oehu payioangit 'em / Winataron kocht mit mir zusammen einen Fisch

Txon lefpom moer lu mì na'ring.
(Wir beide haben eine sehr friedliche Nacht im Wald.)

Kaum, dass ich meine Augen aufschlage, schießt mir ein Gedanke durch den Kopf: Hunger!  Ich habe unglaublichen Hunger und ich will Fisch!  Bevor ich jedoch aufstehen kann. muss ich mich ein wenig aus den mich umschlkingenden Armen meines muntxatan (Ehemannes) befreien. Ich laufe nach unten, schnappe mir einen der Fischerspeere und ein Netz und suche mir am nahen Flussufer eine Stelle, an der ich eine gute Sicht bis auf den Grund habe. Mit leicht angehobener Waffe harre ich dann nahezu regubgslos aus und beobachte die Fische, die mir immer wieder sehr nahe kommen oder manchmal auch direkt um meine Beine herum schwimmen. Doch ich warte ab. Mein Ziel ist es, einen möglichst großen Fisch zu fangen, damit wir alle davon essen können. Doch Eywa lässt mich heute, so scheint es, eine lange Lektion in Geduld üben.

Meine Atmung bleibt ruhig und flach und ich reagiere, um die Fische nicht zu verscheuchen, nicht, als ich ein Stück hinter mir jemanden, es ist Winataron, freudig rufen höre. Zwar geht mir in meinem Inneren das Herz vor Freude auf, aber die Jagd geht jetzt erst einmal vor. So gebe ich ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er sich bitte noch einige Momente ruhig verhalten möge, bis ich einen Fang gemacht habe. Dann schwimmt mir plötzlich das Prachtexemplar eines großen, blaugelben Fisches fast direkt vor die Speerspitze, sodass ich nur noch mit einem kräftigen Ruck zustoßen muss, damit uns eine schöne Mahlzeit gesichert ist. Als er dann an meinen Speer zappelt, nehme ich schnell mein Messer zur Hand, um dem tsmukan (Bruder) ein möglichst schnelles Ende zu bereiten, während ich mich gleichzeitig bei ihm bedanke und unserer großen Mutter bedanke.

Mit meiner Beute auf den Armen drehe ich mich dann meinem yawntu (Liebsten) zu, der mich sogleich begrüßt und mich so lieb umarmt, dass ich den Fisch zunächst zu Boden gleiten lassen muss. Dann bietet er mir an, den Fisch für mich auszunehmen und ich schlage ihm nickend vor, dass er dies gern tun könne, ich ihn dann würze und wir beide ihn schließelich zubereiten könnten. So machen wir´s dann auch. Während wir am Feuer sitzen und unser Essen vor sich hin bruzzeln lassen, genießen wir die stille Zweisankeit. Nur einige Geräusche des nahen Waldes sind zu hören, sowie das Knistern unseres Feuers und die darauf bratende Mahlzeit.

Wir rücken ganz dicht aneinander und als er mir über den Rücken streichelt, habe ich plötzlich so etwas wie tausend kleine Ikrane (Banshees) in meinem Bauch. Auch während dem Essen schaffen wir es nicht, uns nicht immer wieder zärtlich zu berühren und als wir dann satt sind, sage ich ihm ganz unverblümt und offen, dass ich jetzt am libesten mit ihm zu den Stimmenbäumen gehen würde, um ihn dort zu lieben.

Sein Lächeln verrät mir, dass er einerseits auch etwas darauf brennt, andererseits hält ihn aber, wie er mir erklärt, die Vorsicht zurück. Er sorgt sich etwas darum, dass unserem Kind etwas passieren könnte. Er ist so unglaublich fürsorglich, stelle ich wieder einmal fest. Mich mit geschlossenen Augen und ausgestreckten Händen vor ihn stellend, bitte ich ihn, dass er mich führen soll, wohin er will...

Das Nächste, das ich spüre ist, dass er mich auf seine Arme nimmt und mich ein recht weites Stück trägt. Nach einer Weile steigt mir ein wohl vertrauter Geruch in die Nase und als ich spüre, dass er mich sehr vorsichtig irgendwo ablegt, öffne ich meine Augen. Ich schaue in hunderte der herunterbaumelnden, sich im leichten Wind wiegenden Tentaklen unserer Stimmenbäume und bin in diesem Moment nur unendlich glücklich, dass Eywa mir Winataron geschickt hat.

Er beugt sich etwas über mich und wir lassen unseren Gefühlen freien Lauf. Mein yawntu (Liebster) ist sehr zurückhaltend und fast jede seiner Berührungen ist so zaghaft, als könne er an mir etwas zerbrechen. Mein Verlangen nach ihm wird sogar etwas weniger, denn im Moment zählt für mich nur seine Nähe und die Umgebung, in der wir und befinden. Die Zeit verrinnt und schließlich sind wir beide so müde, dass wir spontan beschließen, hier unter den Bäumen einzuschlafen. Wina hält mir mit glänzenden Augen seinen tswin (Zopf) hin und dann verbinden wir uns miteinander, um so gemeinsam träumen zu können.

Dann öffne ich plötzlich meine Augen, denn irgendetwas hat mich aufgeweckt. Es ist wohl mitten in der Nacht inzwischen, vermute ich. Hatte ich vorhin noch nichts davon gespürt, drückt es mich nun doch etwas am Rücken und ich trene sehr sorgsam und vorsichtig die Verbindung zu meinem muntxatan (Ehemann), um zu unserem Lager zurück zu gehen. Ich werde mir ein weiches Fell holen und mich dann wieder zu ihm legen, so ist mein Plan. Alleine hier liegen lassen, das kommt für mich nicht in Frage.

Doch als ich am Lager ankomme, treffe ich dort auf Txuratxan und Sey, die offenbar  in ein  interessantes Gespräch vertieft sind. Ich erkenne, dass sie sich an dem übrig gebliebenen Fisch ebenfalls satt gegessen haben und begrüße sie freundlich, wenngleich auch etwas müde. Eine kleine Weile unterhalten wir uns und Txu berichtet Sey, dass er gut voran gekommen ist mit dem Lesen von Spuren. Sey wird wohl sehr bald mit ihm alleine losziehen, um sich unter Anderem auch davon zu überzeugen.

Mit meinem Fell unter dem Arm gehe ich dann später zurück zu Winataron, den ich, wie ich glaube, nun doch schon sehr lange alleine gelassen habe. Vorsichtig lege ich das Fell auch unter seinen Rücken, indem ich ihn ein kleines Stück zur Seite rolle. Dann lege ich mich wieder neben ihn. Seine Augen zucken einmal kurz unter seinen geschlossenen Lidern, als ich dann die Verbindung unserer Zöpfe wieder herstelle. Mich ganz eng an ihn schmiegend, schlafe ich dann sehr schnell ein und bemerke nur noch, dass unsere beiden Herzen nahezu im selben Rhxthmus miteinander schlagen...

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