Donnerstag, 2. Mai 2013

Muntxatan oeyä 'em / Mein Mann kocht

Uvanìri oeyä oe peng muntxatanur oeyä
(Ich erzähle meinem Mann von einem Traum)

Als ich erwache, bin ich alleine in unserer Höhle und so gehe ich nach unten um zu schauen, ob und was ich machen kann. Da fast alle fa'li (Schreckenspferde) fort sind, nehme ich an, dass der Clan unterwegs ist. Vielleicht erkunden oder suchen sie etwas?  Mir fällt ein, dass ich in der Nähe unserer Höhle einige Blumen gesehen hatte, denen man eine ganz besondere Fähigkeit nachsagt. Es wird berichtet, dass ihr lieblicher Duft anziehend auf Männer wirken soll und dass diese Art von Blumen häufig von älteren Mädchen und Frauen dazu benutzt wird, um sie für die Jäger und Krieger anziehender wirken zu lassen.

Sicher, mein muntxatan (Ehemann) Winataron und ich sind schon eine lange Zeit vor Eywa miteinander verbunden, dennoch beschließe ich, heute einmal etwas auszuprobieren. So gehe ich los, um mir eine dieser Blüten zu holen. Aber ich nehme eine etwas ältere Pflanze, da die jungen nur für einen kleinen Versuch zu schade sind.

In unsere Höhle zurückgekehrt, flechte ich mir diese Blüte in mein Haar, was gar nicht so einfach ist, denn ich muss etwas aufpassen, um nicht die zarten Blütenblätter zu verletzen. Doch es gelingt mir nach einiger Zeit und als ich gerade mein Spiegelbild im Wasser betrachte, höre ich draußen vor der Höhle das Hufgetrappel eines pa'li (Schreckenspferdes).

Als hätte er meine Gedanken gelesen, sehe ich Winataron von von einem dieser Reittiere abspringen und geradewegs auf mich zu kommen. Mein Herz pocht etwas, denn in seinem neuen, fast ganz in schwarz gehaltenem, Gewand sieht er einfach wundervoll aus. Auch an seinen Haaren scheint er etwas verändert zu haben. Wie er dann so vor mir steht, kann ich nicht anders und umarme ihn. Wir küssen uns zur Begrüßung und wechseln einige liebe Worte miteinander.

Doch sehr lange dauert unsere Unterhaltung nicht, denn ich stelle etwas überrascht fest, dass mein Haarschmuck seine Wirkung voll zu entfalten scheint. Mein yawntu (Liebster)  zieht mich plötzlich recht fest an sich heran und jede seiner Bewegungen scheint eine ganz bestimmte Forderung auszudrücken. Ich hatte es vielleicht nicht ganz so heftig und wild erwartet, wie er mir jetzt entgegen tritt, aber ich lasse ich mich auf seine liebevollen Forderungen ein. Wir erleben einige sehr schöne Momente in fast grenzenlos verliebter Zweisamkeit. Ich liebe ihn so unendlich...

Nachdem wir dann gemeinsam aus dem Fluss kommen, in den wir uns gestürzt hatten, um uns zu waschen und abzukühlen, klagt Wina über ein Hungergefühl. Sein Magen bestätigt diesen Wunsch überdeutlich mit einem nicht überhörbaren Knurren. Sogleich macht mein yawntu (Liebster) sich daran, uns etwas zu kochen. Er steckt dazu Fleisch und einige andere Zutaten auf lange Holzspieße und als ich sehe wie er sie dann würzt, staune ich nur, denn das kannte ich von ihm bislang noch gar nicht.

Neugierig und voller Erwartung harre ich dann aus, bis er mir einen der fertig gebratenen Spieße reicht. Ich bin wirklich mehr als erstaunt und zugleich auch erfreut darüber, wie toll er das gemacht hat. Das muss er unbedingt auch den Anderen des Clans einmal kochen, denke ich bei mir. Von Tag zu Tag bemerke ich immer mehr, was ich an ihm habe und dass Eywa mir mit ihm ein wirklich wundervolles Geschenk gemacht hat.

Wir unterhalten uns dann noch, während wir Arm in Arm am Feuer sitzen. Ich genieße seine zärtliche Umarmung sehr. Dann fällt mir plötzlich mein Traum ein, den ich einige Tage zuvor hatte, als er nicht da war und erzähle Wina davon. Er schaut mich an und seine dunklen Augen weiten sich etwas und drücken so etwas wie Bestürzung aus. "Hoffentlich...", so fragt er dann etwas gedehnt, "war das kein Zeichen unserer großen Mutter?"  Ich verneine diese Frage jedoch, denn ich glaube nicht, dass Eywa mir mit solchen Träumen Zeichen geben würde. Allerdings kann ich es auch nicht ganz ausschließen...

Er rät mir, mit Kee'lanee, der Tsahìk, einmal darüber zu reden und als er ihren Namen erwähnt, fällt mir etwas ein, das ich ihm auch bislang noch nie erzählt habe. Um das Thema zu wechseln, erzähle, oder vielmehr gestehe ich ihm dann, was sich vor langer Zeit zwischen meiner besten Freundin und mir zugetragen hat. Es folgen einige Augenblicke des Schweigens und ich befürchte schon fast, dass er mir diese alte Geschichte böse nimmt.

Er spricht sehr ruhig und ohne jegliche Spur des Vorwurfes oder des Zornes zu mir, als er sagt: "Ma yawntu (Liebste), Du weißt, dass ich Dich über alles liebe. Sprich mit Kee darüber und mach Dir wegen mir keine Gedanken, denn ich kann Dich sehr gut verstehen und...", um seine Mundwinkel zeichnet sich ein warmes Lächeln ab: "wenn ich ehrlich sein soll, dann finde ich es weder abstoßend, noch falsch, sondern eher interessant."

Als er mich dann fest in seine Arme nimmt und liebevoll küsst, verfliegen meine leichten Ängste und wir beschließen dann, gemeinsam nach oben in unseren Cocon zu gehen. Liebevoll nimmt er mich in seine starken Arme und ich fühle mich einfach nur geborgen so dicht an seinem Herzen liegend.

Leise wechseln wir nur noch wenige Worte miteinander, denn schon sehr bald werden wir vom Schlaf übermannt. Eywa, so mein letzter Gedanke, wird ihre Pläne mit uns allen haben und sie wird wissen, wohin unsere Wege noch führen mögen...

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