Draußen graut der Morgen, nach dem ich
Tsìlpey gefüttert, Wasser und etwas Obst eingepackt habe rief ich meine Ikran Leeleey. Ich hatte
mit Schrecken erfahren das Dallans Luft immer knapper wird und Luft
brauchen wir alle sonst endet das Leben. Dallan ist ein Sawtute ein
Mensch, ich kenne ihn schon sehr sehr lange, es gab viele unruhige
Zeiten, aber seit wir in dem neuen Tal sind hat Dallan viele male
gezeigt das er sich geändert hat. Die Sawtute könnten viel von ihm
lernen, doch ob seine Gruppe je wieder auftaucht ist ungewiss. Wie
dem auch sei, ich werde nichts unversucht lassen um ihm zu Helfen,
denn inzwischen ist er fast so etwas wie ein Freund geworden, er
nimmt an unseren Feiern teil, sitzt mit uns am Feuer, ja tanzt sogar
mit uns. Kxìrya, Sey und ich hatten uns Unterhalten und Sey hatte
eine hervorragende Idee. Er will zu seinem Clan fliegen und für Dallan in dem nahen Menschendorf nach diesen Dingern suchen, die die
Luft für die Menschen herstellt. Kxìrya wird ihn begleiten, doch
bis es losgeht vergeht noch eine kleine Zeit denn es muss gut
vorbereitet werden. Es ist ein langer Flug. Um die Zeit zu
überbrücken werde ich losfliegen, um hier in den verlassenen
Menschensiedlungen nach hilfreichem Material zu suchen, welches Dallan dringend braucht. Außerdem hatte ich letzte Nacht einen Traum. Eywa zeigte mir einen weiteren Weg, wie man Dallan helfen kann, aber dazu
brauche ich Samen von Pflanzen von Dallans Heimatplaneten. Ich hoffe
ich finde welche, ich muss einfach.
Ich lege Tsilpey in den Tragegurt vor
mir und besteige meine Ikran, mit einen letzten Blick zu unserer
Wohnhöhle und einer stummen Verneigung, sage ich meiner Ikran wo
lang es gehen soll.
Tsìlpey jauchzt und quietscht voller
Freude als Leeleey sich in die Lüfte schwingt. Sie fliegt für ihr
Leben gerne, irgend etwas ist besonders an Ihr, was weiß ich noch
nicht. Ich hoffe das die Bilder in meinem Kopf bald zu einem Bild
zusammen gefügt werden.
Meine Reise geht in Richtung alte
Heimat, in der ich zu dem geworden bin was ich bin. Mein Schicksal
fing schlecht an, nach einem Angriff der Sawtute in meinem Geburtsort
wurde mein ganzer Clan ausgelöscht und ins Meer geworfen, so auch
ich, denn sie dachten ich wäre tot. Gewissermassen war ich das auch,
aber mein Herz schlug. Ein Wasserclan fand mich dann angespült und
hat mich mit vielen Gebeten und viel Pflege wieder ins Leben zurück
gebracht. Ich musste das reden, das Laufen, Jagen etc wieder
erlernen, aber ich habe es geschafft und bin Stärker denn je.
Tsìlpey und ich fliegen immer weiter. Die Gegend verändert sich immer mehr, Bäume verlieren ihre Farbe,
gelblicher Rauch liegt in der Luft, beißende Gerüche steigen mir in
die Nase. Was mag das nur sein? Die Erde hat sich erhoben zu einem
gigantischen Berg aus dem etwas orange gelbliches läuft, Hitze...
unglaubliche Hitze lässt meine Haut glühen, Tsìlpey ist eng an
mich gekuschelt, ich beschließe, drumherum zu fliegen denn das ist
mir nicht geheuer. Mit etwas klarer Sicht und besserer Luft sehe ich
das Ausmaß der Katastrophe. Es ist nicht nur ein Berg, sondern es
sind zwei, nur ungefähr zwei Täler trennen sie von einander. Ich weiß genau, was hinter den zwei Tälern liegt, das verlassene Tal der
Tipani und der Maguyuk. Tränen steigen mir in die Augen als mich
Erinnerungen daran in die Vergangenheit reissen. Gut das Eywa ihnen
gesagt hat das sie eine neue Heimat suchen müssen, hätten sie es
nicht getan so wären zwei Völker ausgelöscht worden.
Ich wische mit die Tränen ab und wende
meinen Blick unter mich. Da müsste gleich die Station der Sawtute
sein. In der Ferne glitzert das weite Wasser, an dessen Ufer der Clan
lebt, der mich gerettet hat. Bevor ich Leeleey sage das sie langsam
runter soll, beobachte ich die Gegend erst mal genau, denn mit Tsìlpey
muss ich doppelt vorsichtig sein. Nach reichlicher Beobachtung und
meinem sicheren Gefühl sinken wir nun Richtung Boden.
Alles ist öde hier, keine Blätter
zieren die einst stolzen Bäume, der Bach ist versiegt, ich blicke
mich um, um mich zu orientieren. Dann sehe ich es, steinerne Mauern,
überall Asche am Boden. Die Luft ist klar, wenn auch etwas erhitzt.
Immer wieder schaue ich auf Tsìlpey, sie aber scheint keine Probleme
zu haben denn sie schaut mit wachen Augen alles um sie herum an und
brabbelt vor sich hin. Ich gehe auf das zerstörte Tor zu und spähe
hinein, alles ist unberührt, liegt da wie im Schlaf. Schritt für
schritt gehe ich weiter und hoffe dass nicht schon alles Leer ist. Ich
betrete die Gebäude. Eins nach dem anderen schaue ich durch, mein
Mut sinkt- Noch zwei Gebäude und immer noch nichts gefunden was Dallan helfen könnte. Ich betrete nun das erste der beiden Gebäude. Ich habe etwas mühe die Türe auf zu machen, aber nach einigen
Versuchen gelingt es mir. Ich schnuppere, ob die Luft uns nicht
schadet. Es stehen einige Töpfe herum mit unbekannten Pflanzen. Das
müssen diese Erdenpflanzen sein. Ich sehe Behälter welche eine Art
Samen beinhalten . Ich beschließe, sie ein zu Packen, doch dann
kommt mir die Frage, ob diese Pflanzen überleben würden bei der Luft, die wir atmen. Doch dann sehe ich das die Fenster zerstört sind,
also müssten diese Pflanzen eine Weile lang beides geatmet haben.
Anscheinend haben sie sich angepasst. Diese Erkenntnis muss ich
Dallan erzählen, vielleicht kann ein Mensch sich auch anpassen,
aber davon hat er sicher mehr ahnung als ich. Mein Gedanke war, dass er
die Erdenpflanzensamen wachsen lassen soll, in seinem Menschenhaus,
vielleicht können diese dann ihm Helfen seine Luft herzustellen.
Na ja man muss alles versuchen. Die Forscher die meine Mutter einst
gefangen hielten haben ihr jedenfalls so etwas beigebracht, dass auf
der Erde, wie die Sawtute ihren Planeten nennen, die Bäume die Luft
reinigen, damit sie geatmet werden kann. Nur dass sie zu viele zerstört
hatten weil sie Platz und Erdenschätze haben wollten und so die Luft
ebenfalls giftig geworden ist.
Ich sammle also alle Behälter ein, die
unter einer Ascheschicht liegen und sehe in einem anderen Raum eine
Kiste. Darauf ist eine Zeichnung, die aussieht wie die Maske die
Dallan immer trägt. An dieser Kiste ist etwas das sie verschließt.
Ich nehme mein Messer und haue mit dem hinteren Teil mehrmal darauf,
bis dieses Ding abspringt und ich die Kiste öffnen kann. Darin sind
komische Dinge, aber auch einige von den Masken. Ich beschließe, die
ganze Kiste mitzunehmen. Ich bin froh das die Menschen viel kleiner
sind, so ist es für mich eine Kleinigkeit alles zu tragen.
Ich gehe nun noch ins letzte Gebäude
und sehe mich um. Es gibt Türen die man aufmachen kann und dahinter
sind komische metallene Dinge die aussehen wie eine Art kleines
Gefäß, ich beschließe auch von denen einige mit zu nehmen, wenn
Dallan es nicht brauchen kann dann kann er es ja weg machen.
Tsìlpey hat inzwischen wieder Hunger,
also machen wir eine kurze Pause und ich gebe ihr kleine Fruchtstücke
die sie so mag und esse selber ein paar Happen.
Nachdem wir beide wieder zu Frieden
sind, gehe ich auf einen offenen Platz und rufe Leeleey die auch schon
nach wenigen Augenblicken kreischend zur Landung ansetzt. Man merkt,
dass sie nervös ist. Irgendwas ist los. Ich sitze auf und stelle
Verbindung her, sage ihr das sie gleich aufsteigen soll. Kaum sind
wir in der Luft, da höre ich ein donnerndes Geräusch, laut wie eine
ganze Gruppe von den großen Metallikranen, doch ich sehe keine. Wir
fliegen immer höher, dann sehe ich wie unter uns der Boden auf dem
wir vor kurzem noch standen, in die Brüche geht. Die Gebäude
stürzen ein, mein Herz klopft fest und ich denke "weg hier"
worauf Leeleey kreischend davonfliegt.
Immer noch etwas erschrocken fliegen
wir wieder Richtung Heimat. Ich freue mich schon wieder auf sicherem
Boden zu sein. Immer wieder schaue ich mich um. Was ist hier nur
passiert? Zwei Feuerberge, Ödland, ob Eywa krank ist? Aber meine
Mutter lehrte mich einst das manchmal alles sterben muss damit wieder
etwas neu entstehen kann, vielleicht ist das hier so, die Zeit wird
es zeigen...
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen