Sonntag, 7. April 2013

Vawma tsong / Das dunkle Tal

Draußen graut der Morgen, nach dem ich Tsìlpey gefüttert, Wasser und etwas Obst eingepackt habe rief ich meine Ikran Leeleey. Ich hatte mit Schrecken erfahren das Dallans Luft immer knapper wird und Luft brauchen wir alle sonst endet das Leben. Dallan ist ein Sawtute ein Mensch, ich kenne ihn schon sehr sehr lange, es gab viele unruhige Zeiten, aber seit wir in dem neuen Tal sind hat Dallan viele male gezeigt das er sich geändert hat. Die Sawtute könnten viel von ihm lernen, doch ob seine Gruppe je wieder auftaucht ist ungewiss. Wie dem auch sei, ich werde nichts unversucht lassen um ihm zu Helfen, denn inzwischen ist er fast so etwas wie ein Freund geworden, er nimmt an unseren Feiern teil, sitzt mit uns am Feuer, ja tanzt sogar mit uns. Kxìrya, Sey und ich hatten uns Unterhalten und Sey hatte eine hervorragende Idee. Er will zu seinem Clan fliegen und für Dallan in dem nahen Menschendorf nach diesen Dingern suchen, die die Luft für die Menschen herstellt. Kxìrya wird ihn begleiten, doch bis es losgeht vergeht noch eine kleine Zeit denn es muss gut vorbereitet werden. Es ist ein langer Flug. Um die Zeit zu überbrücken werde ich losfliegen, um hier in den verlassenen Menschensiedlungen nach hilfreichem Material zu suchen, welches Dallan dringend braucht. Außerdem hatte ich letzte Nacht einen Traum. Eywa zeigte mir einen weiteren Weg, wie man Dallan helfen kann, aber dazu brauche ich Samen von Pflanzen von Dallans Heimatplaneten. Ich hoffe ich finde welche, ich muss einfach.

Ich lege Tsilpey in den Tragegurt vor mir und besteige meine Ikran, mit einen letzten Blick zu unserer Wohnhöhle und einer stummen Verneigung, sage ich meiner Ikran wo lang es gehen soll.
Tsìlpey jauchzt und quietscht voller Freude als Leeleey sich in die Lüfte schwingt. Sie fliegt für ihr Leben gerne, irgend etwas ist besonders an Ihr, was weiß ich noch nicht. Ich hoffe das die Bilder in meinem Kopf bald zu einem Bild zusammen gefügt werden.  

Meine Reise geht in Richtung alte Heimat, in der ich zu dem geworden bin was ich bin. Mein Schicksal fing schlecht an, nach einem Angriff der Sawtute in meinem Geburtsort wurde mein ganzer Clan ausgelöscht und ins Meer geworfen, so auch ich, denn sie dachten ich wäre tot. Gewissermassen war ich das auch, aber mein Herz schlug. Ein Wasserclan fand mich dann angespült und hat mich mit vielen Gebeten und viel Pflege wieder ins Leben zurück gebracht. Ich musste das reden, das Laufen, Jagen etc wieder erlernen, aber ich habe es geschafft und bin Stärker denn je.

Tsìlpey und ich fliegen immer weiter. Die Gegend verändert sich immer mehr, Bäume verlieren ihre Farbe, gelblicher Rauch liegt in der Luft, beißende Gerüche steigen mir in die Nase. Was mag das nur sein? Die Erde hat sich erhoben zu einem gigantischen Berg aus dem etwas orange gelbliches läuft, Hitze... unglaubliche Hitze lässt meine Haut glühen, Tsìlpey ist eng an mich gekuschelt, ich beschließe, drumherum zu fliegen denn das ist mir nicht geheuer. Mit etwas klarer Sicht und besserer Luft sehe ich das Ausmaß der Katastrophe. Es ist nicht nur ein Berg, sondern es sind zwei, nur ungefähr zwei Täler trennen sie von einander. Ich weiß genau, was hinter den zwei Tälern liegt, das verlassene Tal der Tipani und der Maguyuk. Tränen steigen mir in die Augen als mich Erinnerungen daran in die Vergangenheit reissen. Gut das Eywa ihnen gesagt hat das sie eine neue Heimat suchen müssen, hätten sie es nicht getan so wären zwei Völker ausgelöscht worden.

Ich wische mit die Tränen ab und wende meinen Blick unter mich. Da müsste gleich die Station der Sawtute sein. In der Ferne glitzert das weite Wasser, an dessen Ufer der Clan lebt, der mich gerettet hat. Bevor ich Leeleey sage das sie langsam runter soll, beobachte ich die Gegend erst mal genau, denn mit Tsìlpey muss ich doppelt vorsichtig sein. Nach reichlicher Beobachtung und meinem sicheren Gefühl sinken wir nun Richtung Boden.

Alles ist öde hier, keine Blätter zieren die einst stolzen Bäume, der Bach ist versiegt, ich blicke mich um, um mich zu orientieren. Dann sehe ich es, steinerne Mauern, überall Asche am Boden. Die Luft ist klar, wenn auch etwas erhitzt. Immer wieder schaue ich auf Tsìlpey, sie aber scheint keine Probleme zu haben denn sie schaut mit wachen Augen alles um sie herum an und brabbelt vor sich hin. Ich gehe auf das zerstörte Tor zu und spähe hinein, alles ist unberührt, liegt da wie im Schlaf. Schritt für schritt gehe ich weiter und hoffe dass nicht schon alles Leer ist. Ich betrete die Gebäude. Eins nach dem anderen schaue ich durch, mein Mut sinkt- Noch zwei Gebäude und immer noch nichts gefunden was Dallan helfen könnte. Ich betrete nun das erste der beiden Gebäude. Ich habe etwas mühe die Türe auf zu machen, aber nach einigen Versuchen gelingt es mir. Ich schnuppere, ob die Luft uns nicht schadet. Es stehen einige Töpfe herum mit unbekannten Pflanzen. Das müssen diese Erdenpflanzen sein. Ich sehe Behälter welche eine Art Samen beinhalten . Ich beschließe, sie ein zu Packen, doch dann kommt mir die Frage, ob diese Pflanzen überleben würden bei der Luft,  die wir atmen. Doch dann sehe ich das die Fenster zerstört sind, also müssten diese Pflanzen eine Weile lang beides geatmet haben. Anscheinend haben sie sich angepasst. Diese Erkenntnis muss ich Dallan erzählen, vielleicht kann ein Mensch sich auch anpassen, aber davon hat er sicher mehr ahnung als ich. Mein Gedanke war, dass er die Erdenpflanzensamen wachsen lassen soll, in seinem Menschenhaus, vielleicht können diese dann ihm Helfen seine Luft herzustellen. Na ja man muss alles versuchen. Die Forscher die meine Mutter einst gefangen hielten haben ihr jedenfalls so etwas beigebracht, dass auf der Erde, wie die Sawtute ihren Planeten nennen, die Bäume die Luft reinigen, damit sie geatmet werden kann. Nur dass sie zu viele zerstört hatten weil sie Platz und Erdenschätze haben wollten und so die Luft ebenfalls giftig geworden ist.

Ich sammle also alle Behälter ein, die unter einer Ascheschicht liegen und sehe in einem anderen Raum eine Kiste. Darauf ist eine Zeichnung, die aussieht wie die Maske die Dallan immer trägt. An dieser Kiste ist etwas das sie verschließt. Ich nehme mein Messer und haue mit dem hinteren Teil mehrmal darauf, bis dieses Ding abspringt und ich die Kiste öffnen kann. Darin sind komische Dinge, aber auch einige von den Masken. Ich beschließe, die ganze Kiste mitzunehmen. Ich bin froh das die Menschen viel kleiner sind, so ist es für mich eine Kleinigkeit alles zu tragen.

Ich gehe nun noch ins letzte Gebäude und sehe mich um. Es gibt Türen die man aufmachen kann und dahinter sind komische metallene Dinge die aussehen wie eine Art kleines Gefäß, ich beschließe auch von denen einige mit zu nehmen, wenn Dallan es nicht brauchen kann dann kann er es ja weg machen.

Tsìlpey hat inzwischen wieder Hunger, also machen wir eine kurze Pause und ich gebe ihr kleine Fruchtstücke die sie so mag und esse selber ein paar Happen.
Nachdem wir beide wieder zu Frieden sind, gehe ich auf einen offenen Platz und rufe Leeleey die auch schon nach wenigen Augenblicken kreischend zur Landung ansetzt. Man merkt, dass sie nervös ist. Irgendwas ist los. Ich sitze auf und stelle Verbindung her, sage ihr das sie gleich aufsteigen soll. Kaum sind wir in der Luft, da höre ich ein donnerndes Geräusch, laut wie eine ganze Gruppe von den großen Metallikranen, doch ich sehe keine. Wir fliegen immer höher, dann sehe ich wie unter uns der Boden auf dem wir vor kurzem noch standen, in die Brüche geht. Die Gebäude stürzen ein, mein Herz klopft fest und ich denke "weg hier" worauf Leeleey kreischend davonfliegt.

Immer noch etwas erschrocken fliegen wir wieder Richtung Heimat. Ich freue mich schon wieder auf sicherem Boden zu sein. Immer wieder schaue ich mich um. Was ist hier nur passiert?  Zwei Feuerberge, Ödland, ob Eywa krank ist?  Aber meine Mutter lehrte mich einst das manchmal alles sterben muss damit wieder etwas neu entstehen kann, vielleicht ist das hier so, die Zeit wird es zeigen...

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