Mittwoch, 3. April 2013

Wina tolätxaw / Wina ist zurückgekehrt

'efu oe nìtram nìtxan taluna Winataron tolätxaw nìmun
(Ich bin sehr glücklich, weil Winataron wieder zurückgekehrt ist)

Als ich eben hier oben auf dem Iknimayafelsen (schwebender Felsen) aufwache, ist Sey, mit dem ich hier übernachtet hatte, offenbar schon wieder unterwegs, um nach dem Clan zu sehen. Ich nehme es ihm nicht übel, dass er mich hier zurück gelassen hat, denn einerseits bin ich erfahren genug, um mich alleine zurechtzufinden, andererseits hat er eine Familie, nach der er sehen und einen Clan, um den er sich kümmern muss.

So mache ich es mir leicht und rufe nach Ya'rrì, meinem Ikran (Banshee), um mich von ihm ins Tal hinunter bringen zu lassen. Kaum, dass ich nach ihm gerufen habe, taucht er auch schon auf. Wieder muss ich etwas schmunzeln, denn er scheint sich einen Spaß daraus zu machen, sein Auftauchen nach etwas besonderem aussehen zu lassen. Mit einem irrwitzigen Tempo kommt er im Sturzflug durch die heute etwas dichteren Wolken direkt auf mich zu. Er glaubt wohl, dass ich mich erschrecke und vor ihm zurück weiche, doch diesen Gefallen tu ich ihm heute einmal nicht, obgleich ich natürlich Respekt vor ihm habe. Trotzdem hab ich ihn unglaublich gern und es macht mir großen Spaß, bei ihm zu sein, auch wenn ich mal nicht mit ihm fliege.

Wir drehen also einige Runden über unserem Tal, beobachte genau die Menschensiedlung und sehe, wie der Pflanzenbewuchs die Steinhütten mehr und mehr zum Einsturz bringt und ein wenig erfüllt es mich mit Freude, obgleich ich natürlich weiß, dass Dallan dort irgendwie leben muss. Dennoch ist es aber in erster Linie unsere Welt, die sie, die sawtute (Himmelsmenschen) mit ihren Bauten teilweise zerstört haben...

Als ich dann mit Ya'rrì nahe bei unserem Lager lande, macht er sich wieder ein Späßchen daraus, das letzte Stück fast im Sturzflug zurückzulegen. Als ich dann meine die Verbindung mit meinem Zopf von ihm trenne und abspringe, entgeht mir zunächst, dass wir nicht alleine sind. Ich sage ihm noch ein paar Worte ins Ohr und bedanke mich bei ihm, dann lasse ich ihn zu seinen Freunden hinauf in die Berge zurück fliegen. Mit kraftvollen Flügelschlägen hebt er laut krächzend ab und ist schon bald darauf in den unteren Wolkenschichten verschwunden.

Als ich mich dann umschaue bemerke ich, dass Winataron, mein muntxatan (Ehemann) von seiner Reise zurückgekehrt ist. Sofort beginnt mein Herz schneller zu schlagen und wir beide fallen uns, ein wenig stürmisch vielleicht, in die Arme und begrüßen uns sehr zärtlich. Meine Frage, wo er denn gewesen sei und was er erlebt hat, beantwortet Wina jedoch mit einer etwas traurigen Geschichte.

Er erklärt mir, dass er in unser altes Tal zurückgeflogen sein, das wir einst wegen einer Seuche hatten verlassen müssen. Er berichtet weiter, dass das Wasser, das damals schon recht dunkel und modrig war, heute nahezu schwarz geworden ist und dass er kein Leben mehr in den ehemals sehr dichten Wäldern, von denen heute nur noch vereinzelte Baumstümpfe übrig geblieben sind, gesehen hätte.

Was mich aber wirklich erschreckt ist, als er mir erzählt, dass aus vielen Höhlen, unter Anderem auch der alten Behausung der Maguyuk (befreundeter Clan) ganze Bäche aus heißem und flüssigem Gestein laufen würden. Sicher, Feuerberge sind uns nicht unbekannt. Ich selber habe sie auf meiner langen Suche ja gesehen. Aber so wie Wina es mir berichtet, erschreckt es mich schon sehr. Umso glücklicher bin ich, dass er nun wieder zurückgekehrt ist und als er mir zusichert, dass er solche Reisen in Zukunft versuchen wird zu vermeiden, fällt mir ein Stein vom Herzen.

Wir beschließen dann, in dem nahe gelegenen Fluss etwas zu schwimmen und bemerken erst wieviel Zeit vergangen ist, als wir langsam etwas müde werden und zum Lager zurück gehen. Die Sonne ist bereits unter gegangen und der mittlerweile wieder klare Himmel erlaubt uns einen Blick auf die Sterne und den großen Himmelskörper, der Eywa'eveng (Pandora) am nächsten steht. Da wir beide noch sehr nass sind, legen wir uns auf ein Fell an unserem Feuer und beschließen dann auch kurzerhand, dort zu übernachten.

War es zunächst nur eine komische Idee von mir, bitte ich meinen Mann dann: "Sag mal, wollen wir uns miteinander verbinden und dann gemeinsam hier schlafen?".  Ich bin wirklich neugierig zu erfahren, ob, was und wie man, verbunden mit seinem Partner, träumt. Er lächelt mich an und reicht mir seinen Zopf, während er mir zunickt: "Lass es uns ausprobieren, ma yawntu (Liebste).", sagt er mir zu zwinkernd.

Was ich dann noch, bevor wir beide einschlafen, mitbekomme, übertrifft alles, was ich bis heute jemals erlebt, gefühlt, gespürt und gelernt habe. Mir ist, als würde ich von einer ganzen Flut von Gedanken und Gefühlen von ihm umspült und mitgerissen. Die anfangs noch recht klaren Bilder verschwimmen jedoch nach und nach, als wir beide dann einschlafen...

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